Freitag, 6. Januar 2012

garten coop.

ich habe ja schon mal angedeutet, dass wir ab 2012 mitglied bei der garten coop sind. das ist eine gemeinschaft von derzeit etwa 260 menschen, die sich alle zusammen einen hof und ca. 8 hektar anbaufläche gekauft haben, auf der sie ihr eigenes gemüse anbauen. um einsteigen zu können, muss man einen freien platz erwischen, einen einmaligen mitgliedsbeitrag und einen jährlichen beitrag bezahlen. außerdem muss man mindestens vier mal im jahr für mindestens einen halben tag auf dem feld oder bei der verteilung mithelfen. dafür bekommt man wöchentlich eine ladung gemüse, jede menge wissen über den anbau von gemüse und man lernt eine ganze menge sehr spannender, inspirierender leute kennen.

first coop veggies.

projekte dieser art gibt es in ganz deutschland verteilt, ich habe sehnsüchtig darauf gewartet, dass es auch in freiburg endlich sowas gibt. solange wir keinen eigenen garten, geschweige denn einen eigenen hippie-hof haben, schien uns das die gescheiteste möglichkeit, ein kleines stück unserer idealvorstellung vom ausstieg aus der konventionellen lebensmittelproduktion wahr machen zu können. die frustration über die irrsinnigen mengen lebensmittel, die im müll landen, dem anbau an sich, der ausbeutung des bodens und der natur, der nicht kontrollierbaren gentechnik und all das, sie hält an und verlangt nach mehr, als bloß ein bisschen darüber zu bloggen und ab und an mal angetitschtes gemüse vor der mülltonne zu retten.

first coop veggies.

der anbau erfolgt nach kriterien, die strenger sind, als die gängigen bio- siegel. es wird nur sortenreines saatgut verwendet. das bedeutet, dass man aus den samen der entstehenden früchte neue früchte ziehen kann. bei hybrid- saatgut, was selbst im biobereich weit verbreitet ist, kann man das nicht.

es werden viele gängige und einige alte oder unbekannte gemüsesorten angebaut. und sowohl der anbau, als auch das ganze drumherum ist auf saisonalität und postfossiliarität (ein wort, das es eigentlich noch gar nicht richtig gibt), ausgelegt. das heißt, das so wenig erdöl wie möglich verwendet werden soll. aus diesem grund gibt es keine beheizten folientunnel und kein beheizbares oder kühlbares lager (das wiederum sorgt zwangsläufig für die strenge saisonalität der anbaubaren gemüse; es gibt im winter also keine tomaten, keine gurken etc.).

first coop veggies.

es bedeutet weiterhin, dass das gemüse vor der auslieferung nicht gesäubert oder geputzt wird*; und es bedeutet, dass alle transportgeschichten soweit möglich ohne auto erledigt werden. die wöchentliche verteilung der gemüsekisten erfolgt per fahrrad und auch zu den arbeitseinsätzen soll man möglichst nur mit dem zug und den bereitgestellten fahrrädern anreisen. es ist alles ganz schön alternativ, nicht nur das projekt selbst, sondern auch die leute darin, die ideen, die pläne für die zukunft, die diskussionskultur. manchmal ist das anstrengend. aber insgesamt ist es eine tolle sache, die vermutlich genau so sein muss, um langfristig erfolgreich zu sein, und das dabeisein macht mich glücklich.

first coop veggies.

heute haben wir unsere erste ladung gemüse abgeholt. über die ganze stadt verteilt befinden sich verteilpunkte. das ist mal ein hinterzimmer in einem café, mal ein kellerraum in einem gemeindezentrum, und in unserem fall ein carport auf einem privaten grundstück. dorthin werden donnerstag die gemüsekisten gebracht; es gibt eine liste, der man entnimmt, wieviel gemüse der jeweiligen sorten sich jedes mitglied mitnehmen darf, eine waage, um den anteil auszuwiegen und eine tafel, auf der man kennzeichnet, wenn man seine portion abgeholt hat. wegen der strengen saisonalität fallen die portionen im winter kleiner aus, als in den üppigen sommer- und herbstmonaten. unsere erste portion gemüse enthält:

coop veggies kw 1.

einen zuckerhut, eine petersilienwurzel, 1,2 kilo kartoffeln, 750 gramm möhren, einen lauch, 500 gramm feldsalat und 200 gram tatsoi. um auseichend grünzeug für meinen ersten green smoothie brauche ich mir also keine gedanken mehr zu machen. ich bin gespannt, wie dieses erste von hoffentlich vielen jahren als mitglieder der garten coop wird. und ich freu mich drauf.

zum weiterlesen:

unsere garten coop und deren linkliste (insbesondere die abteilung "filme" ist sehr interessant)
gibt es ein ähnliches projekt auch in deiner nähe?
das postfossilinstitut


edit:
* in diesem punkt bin ich korrigiert worden. einer der coopgärtner hat mir sehr nett geschrieben:
"Das stimmt so nicht. Wir putzen das Gemüse aber wir polieren es nicht blank. Wenn du selbst mal bei 3 C° Außentemperatur und 5 C° Wassertemperatur Möhren mit dem Schlauch abgespritzt hast wirst du diesen Irrtum sicher nicht nochmal wiederholen. ;-)"