Mittwoch, 11. Januar 2012

crazysexy detox, tag vier.

so langsam werden die details darüber, was genau ich so esse, vermutlich ein bisschen langweilig. und auch ich finde das essen derzeit eher unspannend. nicht in dem sinne, dass ich der rohkost überdrüssig werde, sondern eher allgemein.
ich stelle ein paar merkwürdige sachen an mir selber fest. nämlich:

frühstück.

ich hab irgendwie keinen großen bock mehr aufs essen. weder fehlt mir kochkost, noch bin ich generell besonders scharf drauf, irgendwas zu essen. ich esse halt, wenn's an der zeit ist, und ich habe auf manche sachen auch besondere lust und auf andere weniger, aber hungergefühl bricht selten aus. und wenn ich hunger habe, dann meistens auf etwas rohes oder etwas mit hohem rohkostanteil. sehr oft ist es orange, gleich danach kommt salat mit irgendwas unrohem. davon esse ich dann - keine besonders große portion - und bin schnell wieder satt. essen und essen zubereiten hat derzeit den großen reiz für mich verloren, den es sonst immer hatte. ich habe die lust am schlendern über die wochenmärkte und duch die bioläden, das sich nicht sattsehen können an der fülle und den farben, immer als wichtiges aspekt meiner persönlichen lebensqualität empfunden. momentan ist das einfach nicht meh so ausgeprägt vorhanden und ich kann nicht mal sagen, dass es mich groß stört. ich freue mich weiterhin über besonders gut schmeckende orangen oder über eine leckere mahlzeit, und ich browse auch gern rohkostrezepte und überlege, was ich gerne mal ausprobieren würde, aber...naja, es ist irgendwie einfach nicht mehr von so großer wichtigkeit, wie es zuvor war.

i <3 peas.

das macht mich einigermaßen stutzig, da appettitlosigkeit extrem untypisch für mich ist. das habe ich nur, wenn ich schlimm krank bin und das ist so selten, dass ich es genau datieren kann: die letzten beiden male waren die nierenbeckenentzündug während der ersten schwangerschaft und ein fiebriger milchstau zwei wochen nach der geburt des zweiten sohnes. und es macht mich stutzig, weil ich genau diese freude am und vorfreude auf essen und essen zubereiten immer als einen wichtigen schlüssel zur findung einer vernünftigen, gesunden ernährung gehalten habe. hm.

obstkiste.

meiner bisherigen denkweise nach würde ich sagen: ich habe keinen appettit, weil ich ein bisschen angeschlagen bin. die schulterschei*e und die dicke erkältung sind vielleicht schuld daran. im normal fall würde es mich jetzt nach dieser suppe gelüsten, die bei uns den untertitel "anti- schnodder- suppe" trägt, weil sie einem den erkältungsrotz so richtig schön aus allen löchern heraustreibt. stattt dessen habe ich....einfach irgendwie gar keine gelüste. aber ich weiß, dass wenn ich nachher hunger kriege, ich gerne einen salat mit irgendwas und eine orange hätte. die rohköstler sagen aber: deine erkältung ist astreines symptom deiner entgiftung infolge des hohen rohkostanteils in deiner ernährung. was ist die henne, was das ei?

silke, eine bekannte rohköstlerin mit sympathisch wenig esoterik- oder ideologieanteil in ihren theorien, hat etwas interessantes dazu geschrieben, das gerade immer wieder seine runden in meinen gedanken dreht:

"Die meisten von uns haben eine emotionale Beziehung zum Essen. Eine von früh an geprägte, oft unbewusste Beziehung. Die uns wider besseren Wissens & trotz vielfach wiederholter Erfahrungen & Erkenntnisse oftmals lange davon abhält, unser Essverhalten in Richtung besserer, gesünderer Ernährung zu ändern. Oder uns immer wieder auf dem Weg umkehren lässt.

Essen sollte dem Zweck dienen, unseren Körper zu nähren, ihm Nährstoffe zuzuführen. Ausreichend, aber nicht im Übermaß. Nichts gegen Genuss beim Essen, der gehört dazu, ist jedoch nicht der Zweck der Nahrungsaufnahme. Wir sollten zu einer Ernährungsform finden, die uns nährt & gesund erhält. Essen um zu leben. Nicht leben um zu essen.

Was kann helfen, deine Beziehung zum Essen zu verändern? Ein paar Gedanken dazu:

  • Das Verlangen nach Nahrung ist körperlich. die Besessenheit von Nahrung ist emotional. Verlangen nach Nahrung zeigt den Nährstoffbedarf unserer Zellen an. Je besser du diesen deckst, mit natürlicher, mineralstoffreicher Nahrung, desto eher lässt das Verlangen nach.
  • Iss, wenn du isst. Zen. Iss nicht nebenbei, während du andere Dinge erledigst. Iss entspannt & bewusst.
  • Kultiviere eine Einstellung der Dankbarkeit für deine Nahrung.
  • Es gibt nichts, was du nicht auch morgen essen könntest. Also auch keinen Grund, alles heute aufzuessen.
  • Sei gut zu dir & konzentriere dich auf das, was dir gut tut. Wenn du trotzdem mal etwas isst, was du “eigentlich” nicht willst – verzeih dir & sieh weiter nach vorne. Es gibt nichts, auf das du für immer verzichtest. Du kannst immer noch alles essen, was du willst – du entscheidest einfach nur, es diesmal nicht zu tun.
  • Bevor du isst: frage deinen Körper, ob & was er essen will. Wirklicher Hunger kommt vom Körper, ist das Bedürfnis nach Nahrung. Wenn dein körperlicher Hunger gestillt ist, finde eine andere Möglichkeit, deinen emotionalen Hunger zu stillen, dein Herz & deine Seele zu nähren.
  • Es gibt viele andere Wege, dich zu beschäftigen, dich zu trösten, dich zu vergnügen – finde sie! Mach dir eine Liste mit Möglichkeiten. Wenn du ohne körperlichen Hunger essen willst – halte inne & versuch es mit etwas anderem von der Liste.
  • Wenn du körperlich satt bist & dennoch weiter essen willst, finde heraus, was du durch das Essen erreichen willst: was möchtest du in diesem Moment gerade nicht fühlen?
    (...)
  • Sei so beschäftigt mit deinem Leben & deiner Liebe zum Leben, dass Essen zur Nebensache wird, du es vielleicht sogar vergisst."

ich kann nicht abschätzen, wie schlimm das jetzt für euch vielleicht klingt (und eigentlich ist mir das auch egal). die meisten leute sind ja sehr in die richtung geprägt, dass eine gesunde ernährung bedeutet, dasss man soundso viel essen muss, soviel davon zu dieser tageszeit und soviel von etwas anderem zu einer anderen tageszeit; und das richige maß für all das darf man aber nicht selbst bestimmen, sondern muss man tabellen in büchern entnehmen oder sich von sog. ernährungsexperten sagen lassen.

kresse.

rohköstler sind da anders. sie sagen, dass sie deshalb weniger zu essen brauchen, weil die nahrung, die sie sich zuführen hochwertiger ist: reiner, purer, lebendiger, vollwertiger. weil eben alles noch darin vorhanden ist, was die natur reingemacht hat. nichts zu tode gegart oder kaputtgekocht. und je länger man sich roh ernährt, desto besser lerne der körper, die nährstoffe aus den früchten, gemüsen etc. aufzunehmen und zu verwerten. jemand, der gegarte nahrung zu sich nimmt, muss davon mehr essen, bis er die gleiche menge inhaltsstoffe intus hat- weil diese ja eben zu erklecklichen teilen beim garen verloren gegangen sind. so gesehen relativiert sich das "wenig" der rohköstler schnell. könnt ihr mir noch folgen, ja?
manche rohkostblogger listen täglich auf, was sie so essen. wenn man das, wie ich, aus jahrelanger übung heraus schon gar nicht mehr lesen kann, ohne automatisch gleich die passenden kalorienzahlen zu addieren, kommt man oft ganz schön ins staunen: 500 bis 1200, selten mehr kalorien nehmen die meisten rohköstler täglich zu sich. und es scheint ihnen nichts dabei zu fehlen. weder gewicht, noch nährstoffe. tse. frech, was?

ich kann mir noch immer nicht vorstellen, mich dauerhaft vollständig roh zu ernähren. aber es macht gerade spaß, diese ernährungsweise mal auf probe etwas genauer auszuprobieren. und für mich macht das, was silke da schreibt, zusammen mit den geschilderten auffälligkeiten, die ich an mir selbst feststelle, jedenfalls gerade durchaus sinn. hört ihr den groschen in meinem kopf kullern? ja?