Samstag, 27. März 2010

gefühle, die große gemischte tüte.
einerseits vorfreude: nur noch 9 oder 10 wochen etwa! und was alles in diese zeit noch reinpassen muss: ein zimmertausch inklusive zimmerneugestaltung und einrichtung für zwei kinder, umräumung und vielleicht auch neustreichung meines zimmers, babywäsche aus dem keller holen, sortieren, waschen; den weidenkorb herrichten, das beihnah rituelle abholen und einlösen des hausgeburtsrezepts (eine packung kompressen, zwei packungen einmalunterlagen, eine nabelklemme) und jede menge andere nestbautriebigkeiten.
die immer wieder wunderbaren vorsorgebesuche unserer hausgeburtshebamme, die so ganz anders sind, als die vorsorgetermine beim arzt. auch hier pinkle ich in einen becher, auch hier bekomme ich blutdruck gemessen und hin und wieder blut abgenommen. aber es gibt kein bildgebendes ultraschall (und es fehlt auch nicht); stattdessen angewärmte hände, die nach dem obligatorischen "darf ich?" meine gebärmutter und die lage des babies darin abtasten; dazu ein strahlendes hebammengesicht. ein hölzernes hörrohr, mit dem die hebamme die herztöne des kindes abhört und es dann dem mann übergibt, damit er sein glück versuchen kann. ein kleines kind, das währenddessen den kleinen weidenen hebammenkoffer auseinandernimmt und das kleine mobile ctg-gerät räubert, die katze, die sich zu meinen füßen räkelt.
und all das ist nur ein kleiner teil so eines hebammenbesuchs; der rest ist ein bisschen geplauder und sehr viel gespräch. und zwar so, dass man das gefühl hat, man wird nicht nur auf körperliche funktionstüchtigkeit überprüft, sondern tatsächlich vorbereitet. nicht nur auf die geburt selbst, sondern auf das, was da auf uns als familie zukommt. ich fühle mich ohne arzt und nur mit hebamme deutlich intensiver und besser betreut und wesentlich weniger alleine gelassen mit den fragen, über die ich mir wirklich gedanken mache. welcher gynäkologe berät einen stundenlang zu organisationsfragen während der geburt? eifersuchtsbefürchtungen in den ersten tagen und wochen mit zwei kindern?
anderserseits: noch 9 oder 10 wochen. immer noch. noch so lange. ich mag mich schon jetzt kaum mehr im spiegel anschauen; es ist dieses stadium der schwangerschaft, in dem mein hintern beginnt, meinem bauch nachzueifern und von woche zu woche immer riesiger und breiter wird. das doppelkinn, die speckigen arme, die zahl auf der waage. die zeit, in der einen alle anstrahlen und solche sachen sagen wie: du blühst ja richtig! und das nett meinen. die zeit, in der ich mein erscheinungsbild von woche zu woche mehr hasse und gleichzeitig das gefühl habe, ich mache was falsch, weil ich mich nicht atemberaubend schön und weiblich fühle; das schlechte gewissen jedesmal, wenn jemand versucht mich entsprechend aufzumuntern und es an meinem körpergefühl eines überladenen betonmischers einfach abprallt.
die anstrengung, die es mittlerweile bedeutet, nach jedem einkauf einen schweren rucksack, ein 11-kilo-kind und mein immenses eigengewicht aus dem keller nach oben zu tragen; schnaufend, schwitzend und wissend: noch 10 wochen, ab jetzt wird es immer nur noch anstengender.
aber dann wieder der sohn, dieses wunderbare, niedliche, spannende kleine kind. wie er sich däumchen nuckelnd mit der wange an meinen bauch schmiegt und halb belustigt, halb erstaunt aufschreckt, wenn gerade dann das baby rumpelt.
wie er auf meinen bauch zeigt und "bibi!" sagt und weiß, dass bei seinem papa kein solches drin ist, sondern nur bei mir.
wie er nach dem schmusepüppchen verlangt, das ich für seine schwester genäht habe; es sitzt bei mir auf der fensterbank, wenn er es sieht, möchte er es haben. nimmt es dann, drückt es an sich, tastet es zärtlich flötend mit seinen kleinen fingern ab, streichelt es, lacht es an. wenn er fertig ist, nickt er entschlossen mit dem kopf und reicht es mir zufrieden lächelnd an, damit ich es wieder an seinen platz zurückstelle.
am ende ist das gute immer stärker, die vorfreude größer als alle befürchtungen. der anteil der ekligen lakritze und der viel zu sauren weingummis in der tüte doch kleiner als der der saftigsüßen gummibärchen und des fluffig weichen mäusespecks.
alles ist gut. alles wird gut.