Freitag, 4. April 2008

was sich ändert (i).

seit dieses kind in meinem bauch ist, verändert sich alles. dauernd, mehrmals am tag, manchmal mehrmals pro stunde. kleinigkeiten, große angelegenheiten, alltäglichkeiten, gewohnheiten, alles anders, alles immer wieder neu, alles dauernd unbekannt. manchmal ist das sehr spannend, aber oft nervt es auch. das selbstgefühl geht langsam, aber sicher verloren. man isst nicht mehr so wie vorher, man reagiert total unberechenbar, man fühl sich von einer minute auf die andere vollständig anders, man sieht anders aus, man spürt schmerz, kitzeln, ziehen, druck, stechen an körperstellen, die man noch nie vorher gespürt hat. und vor allem kann man nichts dagegen tun und nichts daran ändern. weil bänder, die 26 jahre lang fest saßen, sich jetzt lockern. weil organe und drüsen, die 26 jahre lang auf das kleinste zusammengeschrumpft waren, nun wachsen. weil sich ein ganz neues organ bildet. weil brüste, die jahrelang nur dazu dienten, möglichst gutaussehend vor sich hinzuwippen, sich auf einmal daran erinnern, dass sie eine biologische funktion haben. weil einskommafünf liter zusätzliches blut durch die adern gepumpt werden müssen. weil sich deswegen das herzgewebe dehnt und man plötzlich viel schneller außer atem gerät. weil die hormone, die für die aufrechterhaltung der schwangerschaft sorgen, übelkeit verursachen. weil müsliriegel plötzlich wie feta schmecken. weil man unstillbaren heißhunger auf riesige mengen verschiedenster, tendenziell meist widerlicher lebensmittel verspürt. weil sich das gesamte körpergefühl vollständig auf den bauch konzentriert.
keine sekunde, in der man ihn nicht spürt. mental anstrengend, sich auf die nasenspitze oder die füße zu konzentrieren. der bauch duldet keinen abfall an aufmerksamkeit. das körpergefühl, was man vorher kannte, gibt es nicht mehr. man kann sich nicht mehr darauf verlassen, dass man den schweren einkauf vom supermarkt nach hause getragen bekommt, oder die autofahrt übersteht, ohne zwischendurch einen bürgersteig vollzukotzen. alles ist auf diesen zweiten menschen in meinem bauch eigestellt. darauf, dass es ihm gut geht und er wächst. der gesamte körper arbeitet für das baby, wesentlich mehr als für mich. wären da nicht noch diese anderen hormone, die einem die feste und unverrückbare überzeugung einpflanzen, dass das total toll ist und dass man das gerne aushält, dann fände ich das alles bestimmt total scheiße.