Donnerstag, 29. April 2010

ich verliere ein wenig die orientierung zwischen all diesen tagen. der mann wird jede minute, die er nicht zwingend schlafen muss, im büro festgehalten. frühstückt nicht, lässt mittagspausen ausfallen, kommt selten vor 21 uhr nach hause. zuletzt, von gestern auf heute nämlich, 24 stunden am stück. er ging gestern früh um halb acht und kam heute morgen um die gleiche zeit wieder; wir telefonierten nachts um eins und früh morgens um fünf. jetzt schläft er, in weniger als zwei stunden muss er wieder zur arbeit erscheinen, wer weiß, wie lange diesmal.
ich bin wütend auf seinen vorgestzten, rasend vor wut, ich kann gar nicht so viel nähen, staubsaugen, putzen, geschirr spülen, wie ich wütend bin. aber das projekt muss ja schließlich fertig werden, jaja.
für mich heißt das in summe vor allem eins: durchhalten. wenn es gerade hell ist, mache ich irgendwas, wenn es dunkel ist, versuche ich zu schlafen (sodbrennen, irgendwelche schmerzen in der hüfte, ein unruhiges kind neben mir).
arbeiten, vorwehen aussitzen. aufräumen,kind wickeln, vorwehen aussitzen. staubsaugen, vorwehen aussitzen. brotteig ansetzen, kochen, spülmaschine ausräumen, vorwehen aussitzen. einkaufen gehen, mit dem kind auf den spielplatz, vorwehen ignorieren. versuchen, die schönen momente auszukosten und die blöden, die mit den tobsüchtigen trotzanfällen des kindes, gleich wieder zu vergessen.tief durchatmen, geduldig sein, durchhalten.

Montag, 26. April 2010

weil der sohn musik so liebt, gehe ich montags jetzt mit ihm zum musikgarten. er findet es absolut spitze dort, mir bluten nach dem ende dieser ersten stunde die ohren. erstens kann ich nicht singen; ich glaube, ich habe noch nie in meinem leben auch nur einen ton aus versehen richtig getroffen. zweitens kann ich einfach mit diesen grenzdebilen kinderliedchen nichts anfangen. mehr noch: es rollen sich mir die fußnägel auf dabei, sie treiben mich in den wahnsinn. wir klatschen für die nele NEEELEEE, NEEEELEEEE, NEEEELÄÄÄÄ, wir tippeln für den JOOOONAAAS, JOOOONAAAAS, JOOOOONAAAAS, guten tag! - und dann all diese beknackten singspiele, die alle unbedingt mit gesten begleiten werden müssen. da sitzt man dann da und schaufelt, sägt, lässt käfer krabbeln oder ahmt mit den händen sich durch blätter fräsende ameisenkiefer nach und was all diese beknackten liedchen nicht noch alles verlangen. und das alles begleitet vom unkoordienierten gerassel und geklangstabe und geglöckeliere von 12 kleinen kindern. bis zum nächsten mal werde ich meinen ipod reaktivieren und mir eine playlist zusammenstellen müssen, die mir all das dann auf dem heimweg aus dem kopf pustet. nin, furt, mewithoutyou, irgendwie sowas.
...was mich daran erinnert, dass ich musiktechnisch weitestgehend stehengeblieben bin, seit der sohn da ist. ich brauche dringend neue musik. zum geburtstag wünsche ich mir von allen leuten mit gutem musikgeschmack lauter mix-cds mit neuer musik.
mittagspause ohne den mann. der muss durcharbeiten. zusätzlich zu urlaubssprerre und mehrarbeit.
nachmittags mit dem sohn ein bisschen mittaggeschlafen, dann strickend neben ihm gesessen, während er noch weiterschlief. später lauter quatsch mit ihm gemacht, versteckspiele hinter großen kissen. viel gackeriges, quiekiges kinderlachen. kinder tun so gut.



ein bisschen gearbeitet, zum abendessen ein weiterer von so vielen polizeiruf- sandwiches in den letzten tagen.

Sonntag, 25. April 2010

den großteil des tages auf dem balkon verbracht. erst dort gefrühstückt, dann tomatenpflanzen pikiert und eingetopft, den balkon wieder aufgeräumt und sauergemacht. die allerersten kaiserstühler erdbeeren.

[365-102] lunch.

die wohnung wieder gartenerdefrei gemacht, den sohn mit dem mann in die wanne gesteckt. abends gnocchiteig von 2 kg kartoffeln gemacht, 2 große lock&lock- dosen eingefroren, den rest mit pilzen, zitronensaft, frühlingszwiebeln, viel bärlauch und ein bisschen parmesan gerade noch pünktlich zum tatort fertigbekommen.

[365-103] dinner.

Samstag, 24. April 2010

samstag, lieblingstag.
um acht in die stadt, auf den münstermarkt, bevor die ganzen touristen aus ihren höhlen kriechen und entspanntes einkaufen unmöglich machen. kartoffeln, frühlingszwiebeln, allererste kaiserstühler erdbeeren, getrocknete maulbeeren und feigen für den sohn. fisch zum grillen. risoni und olivenöl aus dem primo market.
auf dem augustiner- spielplatz ausschließlich befremdlich adrett angezogene kinder reicher eltern in weiß-rot-blauen ralph lauren- ensembles, roséfarbenen lackschühchen, rüschenröckchen und zarten lochstrick-jäckchen.
im alnatura an der kasse hinter der letzten affäre und dessen freundin gestanden und es erst gemerkt, als alle meine sachen schon auf dem band lagen und es für eine freundliche flucht zu spät war. stattdessen freundliches ignorieren.
zuhause wartet ein bisschen arbeit, später gibt es das bisher leckerste balkongrillen dieser noch jungen saison.

[365-101] lunch.

und dann der sohn, der immer wieder nach der babypuppe verlangt, die ich ihm genäht habe. versucht, ihr die windel und das mützchen anzuziehen, hochkonzentriert, und dabei übt, das wort "baby" auszusprechen. bejbej. bebej. bjbj. behbih. bibi.

a baby doll for max.

no knead bread nach dem rezept der kaltmamsell: eins der besten brote, das ich bisher gebacken habe. angesichts dieses ergebnisses schäme ich mich fast für den praktisch nicht vorhandenen aufwand, den dieses brot verlangt.

no knead bread.

am späteren abend tobt das ungeborene in meinem bauch heftig und lange. leicht geschwollene finger, sodbrennen, angestrengtes atmen. müdigkeit.

Donnerstag, 22. April 2010

der tag beginnt ab 5 uhr mit einem kind, dass sich im viertelstundenrhythmus neben mir aufsetzt, zum fenster zeigt , die vogelgeste macht (daumen und zeigefinger bilden einen vogelschnabel, der sich öffnet und schießt) und dazu wahlweise "kra kra kra" oder "wie wie wie" macht ("piep piep piep" geht noch nicht so gut), je nachdem, welche art vogel es draußen gerade hört oder sieht. ein paarmal lässt es sich noch zum weiterruhen überreden; um 20 vor 6 steigt es dann aber aus meinem bett und kommt in actionlaune.

die spielgruppen- mütter und -kinder treffen sich vor dem kulturhaus, es ist schönes wetter, wir gehen auf den spielplatz. c. hat mir einen beutel schwangerschaftsklamotten mitgebracht, die andere c. bietet mir fahrdienste an, p. will uns den zwillingsbuggy, den wir von ihr bekommen, demnächst mit dem auto vorbeibringen. ich fühle mich prima gepampert.

danach in die stadt. einkaufen im bio- supermarkt; immer noch auf der suche nach guten nussriegeln. gibt's hier irgendwie nicht, besteht immer alles nur aus durch karamell zusammengepappten nussbruch. mann, ey.

lunch mit caro. zum ersten mal vergesse ich nicht, meinen teller zu fotografieren, so lange er noch nicht leergegessen ist. caro und max und die fische. überhaupt: caro und max. das solltet ihr mal sehen!

nach hause, erschöpft, vorwehen, müdigkeit. eine stunde schlafen mit dem sohn, der natürlich wieder in bester nazgul-manier schreiend aufwacht. und zetert und tobt und kreischt, seine fersen wütend in die matratze schlägt, fordernd hierhin und befehlend dorthin zeigt, aber nichts von alldem will, was ich ihm anbiete, die wasserflasche verhaut er, das apfelstück pfeffert er in die ecke, kreischt, trampelt, kreischt noch eine tonlage höher, der teddybär ist auch blöd und das sonst so geliebte katzenbuch hat's auch nicht besser verdient. ich will ihn in den arm nehmen, er wehrt sich, strampelt gegen meinen bauch, kreischt in mein ohr. "schreib doch ans jugendamt!" herrsche ich ihn an; seit die schwangerschaft angefangen hat, anstrengend zu werden, fehlt mir in solchen momenten manchmal einfach die geduld. ich lasse ihn auf dem bett sitzen und setze mich an den schreibtisch. keine zwei minuten später klettert er vom bett und kommt zu mir, schmiegt sein verschwitztes, verweintes gesicht an meinen oberschenkel und nuckelt am daumen. wir vertragen uns wieder.

den restlichen nachmitteg verbringen wir mir balkonpflanzen versorgen und bücher angucken, brotteig ansetzen, küche aufräumen.
gegen halb sieben kommt der mann, der beste, den es gibt nach hause. ich darf auf meinem bett sitzen und ruhe haben; er räumt das kinderzimmer auf und saugt darin staub, deckt den abendbrottisch, wickelt das kind, bringt wäsche runter, fährt einkaufen, hängt trockene wäsche ab, sortiert und faltet sie. und gönnt sich am ende endlich ein kaltes bier.
das stadium der schwangerschaft, in dem die zeit zu fließen beginnt. zäh leider, wie honig. alles wird anstrengend. die luft wird knapp; beim schuhe zubinden muss man ganz ohne auskommen, beim treppensteigen (mit dickem, schwerem babybauch, schwerem einkaufsrucksack und 11-kilo-kind auf dem arm)treibt einem der sauerstoffmangel mitunter tränen in und sternchen vor die augen. dankenswerterweise fing der sohn vor zwei tagen an, die treppen selbst hochzuklettern. große erleichterung.
trotz all dem auch vorfreude, süß wie honig.
auf dem flohmarkt babymädchenklamotten gekauft. für kleine mädchen gibt es entweder nur ausgesprochen hässliche sachen, oder ausgesprochen rosafarbene sachen. ich kaufe von beidem etwas, finde aber immerhin ein paar tolle bunt geringelte sachen und ein katzenbuch für den sohn, während der mann einen kinderautositz für 10 euro abstaubt. für die maximal zwei male im jahr, die wir ihn brauchen werden, wird er reichen.
das stadium der schwangerschaft, in dem alte, gebrechliche leute sofort von ihrem behindertensitz aufspringen, sobald man die straßenbahn betritt.
das stadium der schwangerschaft, in dem der nestbautrieb einem trotz aller angestrengtheit unmengen an energie und durchhaltevermögen verpasst. vergangenes wochenende mein zimmer umgestellt und eine wand neu gestrichen. freundliches hellgrau, sieht super aus.
einen termin zum babybauch- bodypainting vereinbart. im rahmen eines jobs, ich freu mich drauf.