Sonntag, 5. Dezember 2010

moment.

[December 3 – Moment. Pick one moment during which you felt most alive this year. Describe it in vivid detail (texture, smells, voices, noises, colors) #reverb10].

ich knie in unserem wohnzimmer auf einer matratze, meine unterarme liegen auf einem stuhl, meine hände lassen alle paar minuten das holz der stuhllehne, die sie umklammern, knacken. eine letzte, besonders intensive presswehe, ich spüre wie zuerst der kopf, dann die schultern und schließlich das ganze baby in einem rutsch aus mir herausschlüpft und mit einer im gegensatz zu diesem brachialen akt der geburt geradezu absurden sanftheit zwischen meinen knien landet. alles ist still, ich lege den kopf auf der sitzfläche des stuhls ab und seufze tief. vorbei. endlich. meine oberschenkel zittern, ich setze mich hin, lehne mich an das sofa. neben mir sitzt der mann, ich nehme das baby auf, "das ist ja ein junge!". ich küsse seinen kopf und streiche mit den lippen immer wieder über seine haare. schleim, fruchtwasser, blut, durch die geöffneten balkontüren weht ein leichter, lauwarmer sommerabendwind. ich habe ein kind geboren.