Freitag, 8. Januar 2010

winter, als ich klein war.

das, was hier jahreszeitenmäßig gerade so abgeht - mann kann es auf den nachrichtenseiten nachlesen und hört auch viel darüber im radio- heißt winter. und seit ich aus meinem kindheitsdorf knapp 1000 meter weit oben im schwarzwald weggezogen bin, ist es tatsächlich der erste wenigstens halbwegs ernstzunehmende, den ich erlebe. also einer, in dem es mal länger als zwei tage am stück saukalt ist, und in dem der schnee anhaltend liegen bleibt und immer mal wieder neuer fällt. ich finde das großartig. aber an die winter, die ich als kind im schwarzwald erleben durfte, kommt es leider längst nicht ran.

das hier zum beispiel bin ich im winter 1985, da war ich etwa dreieinhalb jahre alt.
winter, when i was little.

das hier war im spätwinter 1983 auf dem parkplatz neben unserem haus.
on the parking lot next to our house.
als entwicklungsdatum ist april 1983 angegeben. es könnte durchaus sein, dass das foto tatsächlich auch im märz oder april gemacht wurde; es kommt da oben durchaus mal vor, dass es so spät noch mal einen winter- rückfall gibt.
es gab im winter oft so viel schnee, dass sich die straßen trotz dauerndem einsatz von schneeräumfahrzeugen nie vollständig freibekommen ließen. ohne schneeketten ging da auch für pkw nichts. ein typisches bild, was ich noch in erinnerung habe, ist das schneeräumfahrzeug, das die straßen im dorfzentrum freiräumte und überschüssigen schnee dabei im hohen bogen über die friedhofsmauern spieh. die gräber direkt hinter den mauern waren dann den winter über immer von dreiviermetern schnee bedeckt.
was für die straßen galt, galt natürlich erstrecht für die bürgersteige. den winter über kam der asphalt da praktisch nicht zum vorschein, weswegen meine mutter mich zum einkaufen oft tatsächlich auf einem schlitten hinter sich herzog. und auf dem rückweg musste ich dann aufpassen, dass die einkäufe nicht vom schlitten fielen.

der lieblingsaufenthalt aller dorfkinder war auch im winter: draußen. das hier ist der eingang zum spielplatz, der direkt am waldrand steht.
winter, when i was little.
das, was da ganz vorne lins im bild zu sehen ist, ist übrigens eine wippe. und hinten rechts im bild befindet sich eine hütte mit einer treppe davor. sieht man nichts von, alles eingeschneit.
direkt neben dem spielplatz endet die zwei kilometer lange waldrodelbahn, auf der man sich wahnsinnig gut austoben kann.
winter, when i was little.

und das ist der blick vom spielplatzeingang/ rodelbahnende in richtung dorf. errät jemand anhand der kirchtürme den namen des dorfes? (witzlos, ohne kommentarfunktion, ich weiß.)
winter, when i was little.

das ist die vereiste hexenlochmühle. keine postkarte, sondern tatsächlich ein foto, das mein vater im winter 1985 aufnahm.
hexenlochmühle.
eiszapfen, so richtige, dicke, lange eiszapfen, hingen im winter von jedem dach und jedem anderen vorsprung herunter. die dünneren haben wir abgebrochen und gelutscht. eiszapfen habe ich hier unten noch nie gesehen. und auch keins dieser "vorsicht, dachlawinen!"- schilder, die an so gut wie jedem zaun hingen. auf dem weg zum supermarkt der ein oder anderen dachlawine auszuweichen, gehörte genauso dazu, wie an einer tanne vorbeigehend einen schlag puderschnee in den nacken zu bekommen, unter dessen last der ast nachgeben musste. schnee im nacken, ichs sags euch. unangenehm. auch unangenehm war, dass man nicht nur in der sturmsaison im herbst, sondern auch im winter oft bis zu anderthalb tagen ohne strom war, weil irgendwo wieder ein strommast umgekippt oder vereist war und es einfach ziemlich lange dauerte, bis man das nötig equipment dahingeschafft hatte, um den schaden zu reparieren. da gab es viele abende mit vielen kerzen und die bauern, die ihre höfe nah am dorf hatten, warfen die notstromaggregate an und versorgten die nachbarn solange mit heißer suppe und tee.

und hier noch ein bonusfoto. ohne schnee, dafür mit mir. ungefähr zweieinhalb jahre alt und total erschrocken vor dem kerl mit dem schwarzen gesicht.
sternsinger.

leider habe ich keine fotos von dem winter, als es mehr als zwei meter schnee hatte und meine mutter mit morgens einen tunnel von der haustür zum drei meter entfernten gartentor schaufeln musste, damit ich in die schule gehen konnte. ich glaube, im gleichen winter war auf der etwa drei meter hohe dorfbrunnen komplett eingeschneit und zu einem einzigen, großen hügel aus schnee geworden, an dessen einer seite wir hochkletterten, um an der anderen herunterzurutschen.
hach ja. und ich gehe jetzt raus in dieses mini- schneegestöber und halluziniere mir das knirschen der schneeketten und das dröhnen der schneeräumfahrzeuge einfach herbei.