Freitag, 18. Dezember 2009

eine sehr großartige sache am kinderhaben ist, das kinderglück mit anderen, vollkommen fremden menschen teilen zu können.
ich warte vor einer apotheke auf eine freundin. nehme das kind aus dem wagen auf den arm, mache "da! da!"- erklärspiele mit ihm, knutsche es und mache lauter quatsch mit ihm, bis es plötzlich durch etwas abgelenkt scheint, dass sich hinter mir befindet. ich kümmere mich zunächst nicht weiter darum, halte es auf dem arm und merke nur, wie es sich ruckartig nach links und rechts bewegt, zwischendurch grinst und gluckst und offensichtlich viel spaß hat. erst nach einer ganzen weile schiele ich aus dem augenwinkel nach hinten und sehe eine frau mittleren alters hinter der glasscheibe im innenraum der apotheke stehen. sie schäkert mit dem sohn und macht guckguck!- spiele hinterm fensterrahmen mit ihm. ich freue mich, dass in all dem hektischen weihnachtskonsumtreiben noch jemand zeit für so etwas hat und überlasse die beiden ihrem spiel. irgendwann kommt die frau aus der apotheke streicht dem sohn lächelnd über die wange, sagt zu ihm "tschüss, kleiner" und zu mir "danke".
später besuche ich die migros, einen schweizer delikatessensupermarkt in unserer stadt, der am wochenende und vor festtagen immer irrsinnig überlaufen ist. ich laufe an der patisserieabteilung vorbei und habe meine augen dabei ein bisschen zu wenig bei den einkaufenden um mich rum, fahre einer älteren dame mit dem kinderwagen voll in die kniekehlen. sie stolpert; gemeinsam mit ihrem mann schaffe ich es gerade noch, sie davor zu bewahren, auf den kinderwagen zu fallen. ich rechne mit einem saftigen anschiss, der wäre nicht unberechtigt. entschuldige mich aufrichtig und ernte - ein herzliches angelachtwerden von beiden. ach, das macht doch nichts, sie hätten das mit dem kinderwagen ja auch schon alles durch und wüssten absolut, wie das manchmal ist in so einem gedränge. wie alt denn das kleine sei, achwiehübscheaugen, nein, gar nichts passiert, alles nicht schlimm, muss mir nicht leid tun. ich solle die zeit mit dem kleinen genießen, sie hätten mittlerweile schon den vierten enkel in auftrag gegeben, und ach! wie schön, ein geschwisterchen für mein kleines, achwietoll, alles gute und viel freude und schöne weihnachten. und all das mitten in einem hektischen weihnachtsgedränge, in dem sonst jeder schlechtelaune, keinezeit, keinenbockmehr, schnauzevoll zu haben scheint. so wäre ich gerne mit meinem mann, wenn wir im oma- und opa- alter sind.