Dienstag, 31. Dezember 2013
Sonntag, 22. Dezember 2013
Ein Stock!
till hat mit holz nach mir geschmissen und da er sich ganz interessante fragen ausgedacht hat, will ich ihm das mal nicht übel nehmen und mir antworten ausdenken.
- Wo ist dein Platz, an dem du am Tiefsten zur inneren Ruhe kommen kannst?
physische orte dieser art sind für mich auf dem rücken eines galoppierenden pferdes oder auf einem hohen berg, eine schöne landschaft überblickend.unabhängig vom physischen ort gibt es einen seelischen, an dem ich zum beispiel beim ungestörten, zeitlich nicht begrenzten zeichnen oder nähen sein kann. - Welchen Ort möchtest du noch besuchen?
island. - Was macht dich so richtig wütend?
wenn weiße menschen "ich finde das nicht rassistisch" sagen. - Wofür wirst du dich 2014 engagieren?
weiterhin gegen atomkraft und motorisierten individualverkehr, für die gleichstellung gleichgeschlechtlicher paare, für die einführung eines dritten geschlechts. - Was bereichert dein Leben zur Zeit am meisten?
meine kinder. - Worauf freust du dich 2014?
auf ein jahr, das hoffentlich ohne größere krankheiten und dramen vorübergeht. - Welches Buch sollte ich unbedingt gelesen haben?
"der plan von der abschaffung des dunkels" von peter høeg. - Welches Buch hast du zuletzt fertig gelesen, und wo?
"dachdecker wollte ich eh nie werden" von raul krauthausen. etappenweise spätnachts im bett, während ich das baby sondierte. - Ich verlasse das Haus nie ohne …?
ohrschmuck, wickelzeug und fotografiermöglichkeit. - Was ist für dich Arbeit?
alles, was irgendein materielles oder geistiges produkt, oder (für jemand anderen als den arbeitenden) nutzen hervorbringt. - Glaubst du, dass es insgesamt und überhaupt so weitergehen kann? Und wenn nicht: was ziehst du für Schlüsse daraus?
nee, kann es nicht. je genauer ich darüber nachdenke, desto fatalistischer wird meine überzeugung, dass wir auf eine selbstverursachte apokalypse zusteuern. der wir vielleicht knapp entgehen können, wenn wir alle quasi jetzt gleich auf nachhaltigkeit, bedingungslose soziale gerechtigkeit und wirtschaft ohne wachstum umschalten. vielleicht gucke ich aber auch einfach zuviele indie- dokumentationen.
Freitag, 1. November 2013
das ganze jahr über schon umgeben von dem gefühl, dass uns irgendwas belauert, das uns nicht wohl gesonnen ist.
das jahr begann mit der pansinusitis, die ich aus dem jahr davor mitbrachte; einer eitrigen verstopfung und entzündung aller 10 im menschlichen schädel befindlichen nebenhöhlen. das ist sehr unangenehm.
es ging weiter mit gelegentlichen schmerzattacken, die mich bereits seit september des vorjahres immer mal wieder besuchten; ich hielt sie für einen eingeklemmten nerv im brustwirbelbereich. dazu die schwangerschaft, die ich als körperlich sehr anstrengend empfand; symphysenschmerzen, eingeschränkte beweglichkeit, das zurücklegen von strecken jenseits eines kilometers zu fuß vollkommen unmöglich.
dann kam der errechnete geburtstermin, aber das kind kam nicht stattdessen wurde der mann krank, vollkommen ausgeknocked mit 40° fieber; ich allein kaum in der lage, die jungs zu handeln. es ließ sich alles irgendwie regeln, aber es war anstrengend. 14 tage nach dem termin kam das kind auf die welt, ein großer glücksmoment zwischen all dem gesundheitlichen mist.
jener ging dann auch prompt weiter - 3 tage nach der geburt kindbettfieber mit fast 41°, ein hundselener, schmerzhafter zustand, in dem ich mich auch irgendwie noch um das neugeborene kümmern musste, das nicht recht trinken konnte, aber clusterfeeding betreiben wollte. nach einer woche war das kindbettfieber einigermaßen überstanden und ich wollte eigentlich endlich mal raus aus dem bett, loslegen, leben.
dann kamen diese schmerzattacken wieder, die ich aushielt und aushielt und ich hoffte, der wirbel würde sich von alleine wieder zurechtschieben, der nerv sich selbsttätig wieder in die richtige position bringen. tat er nicht, und nachdem ich mir 1 woche erfolglos mit stillverträglichen schmerzmitteln zu helfen versucht und 2 nächte auf einer glühend heißen wärmflasche geschlafen hatte, ging nichts mehr. wenn ich es schaffte, aufzustehen, konnte ich mich keine 5 minuten auf den beinen halten, bis ich mich erschöpft und unter schmerzen irgendwo hinsetzen musste. also: krankenhaus, wo relativ schnell feststand, dass irgendwas im argen liegt ("dass sie sich noch um ihr baby kümmern können, in ihrem zustand!" - "ich kann sogar noch twittern!"), kurz drauf war dann klar, dass es die gallenblase und die bauchspeicheldrüse waren. akut- op, gallenblase mit 50 steinchen drin raus, antibiose, nach 3 tagen wieder nach hause.
es würde dann mal reichen für dieses jahr, dachte ich.
aber dann. dann bekam derm mann "magenschmerzen", ging damit zur notfallpraxis, bekam eine gastritis diagnostiziert, aber weil mich sein zustand so merkwürdig an etwas bestimmtes erinnerte, schickte ich in tags drauf zur hausärztin. die hat ein ultraschall und bescheinigte ihm: tätä! - gallensteine.
der op- termin wurde für juni angesetzt, aber, genau so wie die für diese zeit geplante elternzeit, nicht wahrgenommen, wegen jobdingen.
jetzt reicht es dann ja mal wohl wirklich, dachte ich, jetzt wäre ein guter zeitpunkt, um diesen alljährlichen jahresend- fragebogen auszufüllen.
dann starb mein geliebtes katertier. vollkommen ohne vorankündigung, einfach so innerhalb von schätzungsweise 5 minuten. zack, tot. ich bin jetzt noch traurig darüber und werde es wohl auch noch längere zeit sein.
es folgte ein einigermaßen entspannter sommer, mit einzwei gallenkoliken beim mann und ein paar anderen lästigen dingen, aber größere dramen blieben zum glück aus, für etwa 3 monate.
dann wieder eine gallenkolik beim mann und wieder ärgerte ich mich schwarz, nicht in der nacht gleich die ambulanz gerufen zu haben.nach 5 schmerzhaften tagen zuhause wurde der mann dann schließlich jetzt vor 2 tagen operiert, man entnahm ihm die gallenblase und seiner gallenblase 7 steine in der größe von kirschen oder großen murmeln. er wird für mindestens eine weitere woche ausfallen, aber dann hoffentlich endlich beschwerdefrei sein.
abends auf dem sofa kullern mir ein paar selbstmitleidstränchen über die wangen und ich beim betrachten aktueller fotos bemerke ich eine seltsame distanz zwischen mir und den abgebildeten dingen, orten und personen. nur bei einem foto, das die herbststimmung am nahen see zeigt, denke ich: wenn es mal so weit ist, möchte ich mich im herbst an einem see ins feuchte laub legen und einschlafen, das wäre schön.
2 monate hat dieses jahr noch. das nächste kann eigentlich nur besser werden.
das jahr begann mit der pansinusitis, die ich aus dem jahr davor mitbrachte; einer eitrigen verstopfung und entzündung aller 10 im menschlichen schädel befindlichen nebenhöhlen. das ist sehr unangenehm.
es ging weiter mit gelegentlichen schmerzattacken, die mich bereits seit september des vorjahres immer mal wieder besuchten; ich hielt sie für einen eingeklemmten nerv im brustwirbelbereich. dazu die schwangerschaft, die ich als körperlich sehr anstrengend empfand; symphysenschmerzen, eingeschränkte beweglichkeit, das zurücklegen von strecken jenseits eines kilometers zu fuß vollkommen unmöglich.
dann kam der errechnete geburtstermin, aber das kind kam nicht stattdessen wurde der mann krank, vollkommen ausgeknocked mit 40° fieber; ich allein kaum in der lage, die jungs zu handeln. es ließ sich alles irgendwie regeln, aber es war anstrengend. 14 tage nach dem termin kam das kind auf die welt, ein großer glücksmoment zwischen all dem gesundheitlichen mist.
jener ging dann auch prompt weiter - 3 tage nach der geburt kindbettfieber mit fast 41°, ein hundselener, schmerzhafter zustand, in dem ich mich auch irgendwie noch um das neugeborene kümmern musste, das nicht recht trinken konnte, aber clusterfeeding betreiben wollte. nach einer woche war das kindbettfieber einigermaßen überstanden und ich wollte eigentlich endlich mal raus aus dem bett, loslegen, leben.
dann kamen diese schmerzattacken wieder, die ich aushielt und aushielt und ich hoffte, der wirbel würde sich von alleine wieder zurechtschieben, der nerv sich selbsttätig wieder in die richtige position bringen. tat er nicht, und nachdem ich mir 1 woche erfolglos mit stillverträglichen schmerzmitteln zu helfen versucht und 2 nächte auf einer glühend heißen wärmflasche geschlafen hatte, ging nichts mehr. wenn ich es schaffte, aufzustehen, konnte ich mich keine 5 minuten auf den beinen halten, bis ich mich erschöpft und unter schmerzen irgendwo hinsetzen musste. also: krankenhaus, wo relativ schnell feststand, dass irgendwas im argen liegt ("dass sie sich noch um ihr baby kümmern können, in ihrem zustand!" - "ich kann sogar noch twittern!"), kurz drauf war dann klar, dass es die gallenblase und die bauchspeicheldrüse waren. akut- op, gallenblase mit 50 steinchen drin raus, antibiose, nach 3 tagen wieder nach hause.
es würde dann mal reichen für dieses jahr, dachte ich.
aber dann. dann bekam derm mann "magenschmerzen", ging damit zur notfallpraxis, bekam eine gastritis diagnostiziert, aber weil mich sein zustand so merkwürdig an etwas bestimmtes erinnerte, schickte ich in tags drauf zur hausärztin. die hat ein ultraschall und bescheinigte ihm: tätä! - gallensteine.
der op- termin wurde für juni angesetzt, aber, genau so wie die für diese zeit geplante elternzeit, nicht wahrgenommen, wegen jobdingen.
jetzt reicht es dann ja mal wohl wirklich, dachte ich, jetzt wäre ein guter zeitpunkt, um diesen alljährlichen jahresend- fragebogen auszufüllen.
dann starb mein geliebtes katertier. vollkommen ohne vorankündigung, einfach so innerhalb von schätzungsweise 5 minuten. zack, tot. ich bin jetzt noch traurig darüber und werde es wohl auch noch längere zeit sein.
es folgte ein einigermaßen entspannter sommer, mit einzwei gallenkoliken beim mann und ein paar anderen lästigen dingen, aber größere dramen blieben zum glück aus, für etwa 3 monate.
dann wieder eine gallenkolik beim mann und wieder ärgerte ich mich schwarz, nicht in der nacht gleich die ambulanz gerufen zu haben.nach 5 schmerzhaften tagen zuhause wurde der mann dann schließlich jetzt vor 2 tagen operiert, man entnahm ihm die gallenblase und seiner gallenblase 7 steine in der größe von kirschen oder großen murmeln. er wird für mindestens eine weitere woche ausfallen, aber dann hoffentlich endlich beschwerdefrei sein.
abends auf dem sofa kullern mir ein paar selbstmitleidstränchen über die wangen und ich beim betrachten aktueller fotos bemerke ich eine seltsame distanz zwischen mir und den abgebildeten dingen, orten und personen. nur bei einem foto, das die herbststimmung am nahen see zeigt, denke ich: wenn es mal so weit ist, möchte ich mich im herbst an einem see ins feuchte laub legen und einschlafen, das wäre schön.
2 monate hat dieses jahr noch. das nächste kann eigentlich nur besser werden.
Montag, 7. Oktober 2013
"i'm going to tell you, what the straight world order is, and why it has to end".
Mads Ananda Lohdahl über die notwendigkeit, die heteronormative weltordnung zu ändern. schon drei mal angeguckt und immer wieder beeindruckt, wie gut das ist, was er da sagt. via eidechse.
Mads Ananda Lohdahl über die notwendigkeit, die heteronormative weltordnung zu ändern. schon drei mal angeguckt und immer wieder beeindruckt, wie gut das ist, was er da sagt. via eidechse.
Mittwoch, 2. Oktober 2013
weniger ist mehr.
"einen lebensstil zu führen, der vereinbar ist mit einer wirtschaft ohne wachstum, ist keine willensbekundung, sondern ein übungsprogramm. man muss üben, mit weniger fleisch auszukommen. mann muss üben, weniger zu fliegen; man muss üben, ein leben ohne auto zu führen; man muss üben, ein jackett 10 oder 20 jahre zu tragen. man muss üben, weniger zu arbeiten, und die freigewordene zeit zu verwenden, um produkte zu pflegen, oder mit anderen gemeinschaftlich dinge zu produzieren oder produkte zu teilen. das heißt: die dimension des könnens, des übens, ist immer übersehen worden in der ganzen nachhaltigkeitsdiskussion, wenn die frage gestellt wurde: wie bringt man menschen dazu, das wissen auch in handeln umzusetzen?"
sehr interessanter film auf arte +7 über die notwendigkeit eines einfacheren lebens und die unsinnigkeit eines wirtschaftssystems, das auf stetigen wachstum ausgelegt ist. fängt etwas lahm an, wird aber bald sehr spannend.
sehr interessanter film auf arte +7 über die notwendigkeit eines einfacheren lebens und die unsinnigkeit eines wirtschaftssystems, das auf stetigen wachstum ausgelegt ist. fängt etwas lahm an, wird aber bald sehr spannend.
Samstag, 7. September 2013
heute schrieb ich zwei einkaufszettel, einen für den mann und einen für mich. während ich hin und wieder überlegte, kritzelte ich an den rändern des zettels irgendwie gedankenverloren herum, wie ich das immer mache. und als der mann den seinigen zettel dann in empfang nahm, sprach er: "oh, geometrische formen. dir gehts nicht gut." auf mein überraschtes "das siehst du an meinem gekritzel?!" entgegnete er, dass ich sonst ja immer halbe comics malen würde, sternenfeuerwerke, komplizierte ornamente, verschnörkelte ranken, strick- zopfmuster und ähnliches, aber wenn ich einfach nur vollkommen uninspiriert die karos auf dem papier nachmale, dann sei das ziemlich eindeutig: es gehe mir nicht gut.
da wäre ich selbst nicht drauf gekommen, aber er hatte recht. wie krass das ist, wenn einen jemand so gut kennt.
da wäre ich selbst nicht drauf gekommen, aber er hatte recht. wie krass das ist, wenn einen jemand so gut kennt.
Freitag, 30. August 2013
nach wasweißichwievielmaligem anfordern endlich zugang zu meinem twitter- archiv bekommen. ganz hinten zu lesen angefangen. sehr weit bin ich noch nicht gekommen, aber schon jetzt drängt sich mir dauernd das wort diskrepanz auf.
das leben vor dem mann zu heute, die kurze phase mit dem mann, aber noch ohne kinder. ein paar mit einem kind sein und heute, nur 4einhalb jahre später, familie mit drei kindern.
diskrepanz in den beziehungen zu menschen. wie sehr sich lebenswelten doch unterscheiden können, wie sehr man menschen vermissen kann, mit denen man sich fremd geworden ist. diskrepanz zwischen dem mädchen, das ich damals war und der - frau? die ich heute bin.
bei den allermeisten dieser und x weiterer diskrepanzen befinde ich mich heute auf der angenehmeren seite; fast alles ist leichter zu ertragen und einfacher zu genießen, wenn man einen menschen hat, der einen liebt.
und doch, manche diskrepanzen tun weh. manche menschen vermisst man trotz noch so großer unterschiede im jeweiligen lebensweg. es tut weh, nicht mehr wichtig zu sein für diese menschen (kein vorwurf.)
das leben vor dem mann zu heute, die kurze phase mit dem mann, aber noch ohne kinder. ein paar mit einem kind sein und heute, nur 4einhalb jahre später, familie mit drei kindern.
diskrepanz in den beziehungen zu menschen. wie sehr sich lebenswelten doch unterscheiden können, wie sehr man menschen vermissen kann, mit denen man sich fremd geworden ist. diskrepanz zwischen dem mädchen, das ich damals war und der - frau? die ich heute bin.
bei den allermeisten dieser und x weiterer diskrepanzen befinde ich mich heute auf der angenehmeren seite; fast alles ist leichter zu ertragen und einfacher zu genießen, wenn man einen menschen hat, der einen liebt.
und doch, manche diskrepanzen tun weh. manche menschen vermisst man trotz noch so großer unterschiede im jeweiligen lebensweg. es tut weh, nicht mehr wichtig zu sein für diese menschen (kein vorwurf.)
Donnerstag, 7. März 2013
ein geschenk.
heute schon eine woche alt. heute vor einer woche lag ich um diese uhrzeit seit etwas mehr als einer stunde mit einem käseschmierigen bündel unter warmen handtüchern und staunte. staunte über das bündel, dessen geburtstermin um einige wochen verschätzt gewesen sein muss, da es trotz angeblicher 2wöchiger übertragung in einem zustand zur welt kam, der eher noch auf 1- 2 wochen vor dem termin deutete. staunte über so viel käseschmiere, dass man außer den augen zunächst nichts sah, das nicht weiß war. staunte über die schnelle geburt, die langen, dünnen finger und überhaupt darüber, wie klein und schmal das bündel war.
anderthalb stunden später waren wir schon wieder zuhause, die jungs zutiefst übermüdet und trotzdem in heller, freudiger aufruhr. der große sohn, der mit papas hilfe die nabelschnur durchtrennte. und dann de ruhe und das schnorcheln des kleinen bündels, als sie im bett waren.
ich bin so froh, dass es dieses bündel gibt, dieses geschenk, von dem ich erst nicht wusste, ob ich es annehmen möchte. das ich immer noch nicht begriffen habe, und das mich doch schon überlaufen lässt vor liebe und dankbarkeit und demut.
Freitag, 25. Januar 2013
greta. stephan.
"Das war so ein Moment, wo man alles ganz genau begreift und klar vor sich sieht, dass es unabwendbar ist und alles über einem zusammenkracht."
[es macht mich so unfassbar traurig. und trotzdem bin ich froh, dass das blog, das gretas reise erzählte, auch nach ihrem tod weitergeführt wird. obwohl. und trotzdem. und überhaupt. ich möchte schon wieder weinen.]
Mittwoch, 23. Januar 2013
foodsharing.
ich schrieb über das containern, die garten coop, filme wie feed the world und taste the waste. all dem liegt ein großes unbehagen darüber zugrunde, wie wir, die wir allesamt in einem an perversion grenzenden zustand des dauerhaften überflusses leben, mit unseren lebensmitteln umgehen. zur erinnerung: die hälfte aller lebensmittel in unserem wohlstandskreislauf landet auf dem müll.
um dem etwas entgegenzusetzen und wenigstens die lebensmittel, die wir zuhause haben, vor dem müll zu retten, ist kürzlich die plattform foodsharing.de online gegangen. die idee ist simpel: lebensmittel, die nicht mehr gebraucht werden, werden weitergegeben statt sie wegzuwerfen. man meldet sich an - das kann man als privatperson, organisation oder händler tun - und kann dann, lebensmittel, die man nicht mehr braucht, oder von denen man übrig hat, in form von essenskörben einstellen. das ganze läuft nach bestimmten regeln ab, damit auch wirklich nur gut erhaltene und verzehrbare lebensmittel eingestellt werden. wer nach lebensmitteln sucht, kann die essenskörbe in seiner umgebung dann einsehen und den anbietet eines korbes kontaktieren. die übergabe kann zuhause oder an einem sogenannten hotspot stattfinden. ein gewinn für beide: der eine bekommt kostenlos essen, der andere muss noch gute lebensmittel nicht wegwerfen.
aus all dem habe ich also einen essenskorb geschnürt und bei foodsharing.de eingestellt. nur wenige stunden später bekam ich eine anfrage, wir verabredeten abholung um 17 uhr. es klingelte ein freundlicher mann mit käppchen und indischem gewand (freiburg, ey <3), nahm begeistert unseren karton entgegen und bedankte sich mit einem glas selbstgemachter wilder marillenmarmelade. eine nette begegnung war das und ein gutes gefühl, dass die sachen, die bei uns umgekommen wären, woanders gute verwendung fanden. eine gute sache, finde ich, die ich sicher noch öfter auf die eine oder andere weise nutzen werde. auf der facebook - seite von foodsharing kann man unter anderem regelmäßig nachlesen, wie viele tonnen lebensmittel übr die plattform schon vermittelt und nicht weggeschmissen wurden - 1o1172 kilo waren das zuletzt.
um dem etwas entgegenzusetzen und wenigstens die lebensmittel, die wir zuhause haben, vor dem müll zu retten, ist kürzlich die plattform foodsharing.de online gegangen. die idee ist simpel: lebensmittel, die nicht mehr gebraucht werden, werden weitergegeben statt sie wegzuwerfen. man meldet sich an - das kann man als privatperson, organisation oder händler tun - und kann dann, lebensmittel, die man nicht mehr braucht, oder von denen man übrig hat, in form von essenskörben einstellen. das ganze läuft nach bestimmten regeln ab, damit auch wirklich nur gut erhaltene und verzehrbare lebensmittel eingestellt werden. wer nach lebensmitteln sucht, kann die essenskörbe in seiner umgebung dann einsehen und den anbietet eines korbes kontaktieren. die übergabe kann zuhause oder an einem sogenannten hotspot stattfinden. ein gewinn für beide: der eine bekommt kostenlos essen, der andere muss noch gute lebensmittel nicht wegwerfen.
die angebotenen essenskörbe variieren stark: hier werden "7 beutel blasentee" angeboten, dort "ein becher sauerrahm". mancher stellt zur verfügung, was er beim großreinemachen seiner speisekammer fand, ein anderer hat noch einen halben kartoffelauflauf vom mittagessen übrig. jetzt um die weihnachtstage gab es auch essenskörbe, die wie liebevoll gepackte notrationen für weihnachten wirkten ("1 stück marzipantorte, 1 fertiggericht mit gans, 1 piccolo") oder essenskörbe, in denen sich eine einladung zum festessen verbarg ("teilnahme an unserem weihnachtsessen mit vogel und knödeln und rotkraut").
bei uns lagen seit november zwei kürbisse herum, die ich dem rest der familie einfach nicht schmackhaft machen kann. seit dem sommerurlaub meiner mutter standen außerdem zwei große gläser mallorcinischer oliven (leider mit stein, daher kommen die bei uns nicht weg) im vorratsregal. uum weihnachten war ich ziemlich krank konnte nicht kochen, und den mann reizte es trotz eines randvoll gefüllten kühlschranks nicht, mit frischem zeug zu kochen. unter unter all den anderen festessensvorhaben für die feiertage drohten staudensellerie und kohlrabi zu verderben.
aus all dem habe ich also einen essenskorb geschnürt und bei foodsharing.de eingestellt. nur wenige stunden später bekam ich eine anfrage, wir verabredeten abholung um 17 uhr. es klingelte ein freundlicher mann mit käppchen und indischem gewand (freiburg, ey <3), nahm begeistert unseren karton entgegen und bedankte sich mit einem glas selbstgemachter wilder marillenmarmelade. eine nette begegnung war das und ein gutes gefühl, dass die sachen, die bei uns umgekommen wären, woanders gute verwendung fanden. eine gute sache, finde ich, die ich sicher noch öfter auf die eine oder andere weise nutzen werde. auf der facebook - seite von foodsharing kann man unter anderem regelmäßig nachlesen, wie viele tonnen lebensmittel übr die plattform schon vermittelt und nicht weggeschmissen wurden - 1o1172 kilo waren das zuletzt.
Sonntag, 30. Dezember 2012
same procedure as every year 2012.
zugenommen oder abgenommen?
zum ersten mal fällt mir auf und ärgert mich, dass diese frage in diesem fragebogen die erste position einnimmt. als wäre das ausschlaggebendste, wenn man auf verlauf und qualität des letzten jahres zurückblickt, das derzeitige körpergewicht. so, wie meine mutter auf die frage "wie geht es xy eigentlich?" auch immer als erstes antwortet "xy hat ja jetzt so viel ab-/ zugenommen". aber das nur am rande. um die frage zu beantworten: insgesamt 0,9 kilo zugenommen, trotz fortgeschrittener schwangertschaft.
mehr geld gehabt oder weniger?
keine ahnung. schätze gleichbleibend.
mehr ausgegeben oder weniger?
auch keine wirkliche ahnung. schätze auch hier, dass es unterm strich etwa so viel war, wie im vorjahr.
der hirnrissigste plan?
sämtliche baby- und kleinkindklamotten und -utensilien fein säuberlich flohmarktfertig in kisten zu sortieren. hat wunderbar geklappt, dieser teil des plans, nur der grund dafür - "weil wir das ja jetzt nun wirklich nicht mehr brauchen" - löste sich bald in wohlgefallen auf.
die gefährlichste unternehmung?
einen schwangerschaftsabbruch zu erwägen.
die teuerste anschaffung?
neue betten für 3/4 der familie und neue esstischstühle vom holzladen; ein riesiger kleiderschrank vom schweden.
das leckerste essen?
sämtliche male, die ich auswärts indisch essen war. in freiburg bei mahatma gandi, jaipur und shalimar; in berlin bei anantha raja.
das beeindruckendste buch?
peter plöger: einfach ein gutes leben. aufbruch in eine neue gesellschaft.
die beste cd?
dota kehr und die stadtpiraten: bis auf den grund.
das schönste konzert?
ebendiese dota kehr und die stadtpiraten im mai im lido in berlin. so wie ihre konzerte immer die schönsten sind, seit 10 jahren. gemeinsam mit fragmente dort gewesen.
vorherrschendes gefühl 2012?
es bewegt sich was.
2012 zum ersten mal getan?
einen text über mich in einer populären frauenzeitschrift gelesen. auf die re:publica gefahren. eine abtreibung erwogen. einer freundin bei der geburt und der betrauerung ihres nicht lebensfähigen kindes beigestanden. ein buch geschrieben. das eigene zimmer aufgegeben und ein ehebett etabliert. diverse versicherungen abgeschlossen.
2012 nach langer zeit wieder getan?einen dauerhaften taschenkalender gekauft.
die meiste zeit verbracht mit...?arbeit und meinen jungs.
die schönste zeit verbracht mit...?meinen jungs und den leuten aus dem internet.
drei dinge, auf die ich 2012 gern hätte verzichten mögen:
die aktuell andauernde krankheitsphase, bestehend aus einer fast- lungenentzündung, einer pansinusitis und einer entzündeten zahnwurzel (das sind drei dinge), die auch nach fast zwei wochen überwiegender bettlägerigkeit noch nicht vollständig überwunden ist.
das schönste geschenk, dass ich jemandem gemacht habe?
hm. ich habe viel geschenkt und viel freude dabei gehabt, aber welches davon das schönste war? schenken an sich ist schön.
das schönste geschenk, dass mir jemand gemacht hat?
vielleicht dieses dritte kind.
der schönste satz, den jemand zu mir gesagt hat?
"doch, wir machen das. dieses kind gehört hier hin."
die wichtigste sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?
dass ich nicht kokettiere, sondern ernsthaft nicht sicher bin, ob ich das alles schaffen kann.
2012 war mit einem wort...?
bewegend.
zum ersten mal fällt mir auf und ärgert mich, dass diese frage in diesem fragebogen die erste position einnimmt. als wäre das ausschlaggebendste, wenn man auf verlauf und qualität des letzten jahres zurückblickt, das derzeitige körpergewicht. so, wie meine mutter auf die frage "wie geht es xy eigentlich?" auch immer als erstes antwortet "xy hat ja jetzt so viel ab-/ zugenommen". aber das nur am rande. um die frage zu beantworten: insgesamt 0,9 kilo zugenommen, trotz fortgeschrittener schwangertschaft.
mehr geld gehabt oder weniger?
keine ahnung. schätze gleichbleibend.
mehr ausgegeben oder weniger?
auch keine wirkliche ahnung. schätze auch hier, dass es unterm strich etwa so viel war, wie im vorjahr.
der hirnrissigste plan?
sämtliche baby- und kleinkindklamotten und -utensilien fein säuberlich flohmarktfertig in kisten zu sortieren. hat wunderbar geklappt, dieser teil des plans, nur der grund dafür - "weil wir das ja jetzt nun wirklich nicht mehr brauchen" - löste sich bald in wohlgefallen auf.
die gefährlichste unternehmung?
einen schwangerschaftsabbruch zu erwägen.
die teuerste anschaffung?
neue betten für 3/4 der familie und neue esstischstühle vom holzladen; ein riesiger kleiderschrank vom schweden.
das leckerste essen?
sämtliche male, die ich auswärts indisch essen war. in freiburg bei mahatma gandi, jaipur und shalimar; in berlin bei anantha raja.
das beeindruckendste buch?
peter plöger: einfach ein gutes leben. aufbruch in eine neue gesellschaft.
die beste cd?
dota kehr und die stadtpiraten: bis auf den grund.
das schönste konzert?
ebendiese dota kehr und die stadtpiraten im mai im lido in berlin. so wie ihre konzerte immer die schönsten sind, seit 10 jahren. gemeinsam mit fragmente dort gewesen.
vorherrschendes gefühl 2012?
es bewegt sich was.
2012 zum ersten mal getan?
einen text über mich in einer populären frauenzeitschrift gelesen. auf die re:publica gefahren. eine abtreibung erwogen. einer freundin bei der geburt und der betrauerung ihres nicht lebensfähigen kindes beigestanden. ein buch geschrieben. das eigene zimmer aufgegeben und ein ehebett etabliert. diverse versicherungen abgeschlossen.
2012 nach langer zeit wieder getan?einen dauerhaften taschenkalender gekauft.
die meiste zeit verbracht mit...?arbeit und meinen jungs.
die schönste zeit verbracht mit...?meinen jungs und den leuten aus dem internet.
drei dinge, auf die ich 2012 gern hätte verzichten mögen:
die aktuell andauernde krankheitsphase, bestehend aus einer fast- lungenentzündung, einer pansinusitis und einer entzündeten zahnwurzel (das sind drei dinge), die auch nach fast zwei wochen überwiegender bettlägerigkeit noch nicht vollständig überwunden ist.
das schönste geschenk, dass ich jemandem gemacht habe?
hm. ich habe viel geschenkt und viel freude dabei gehabt, aber welches davon das schönste war? schenken an sich ist schön.
das schönste geschenk, dass mir jemand gemacht hat?
vielleicht dieses dritte kind.
der schönste satz, den jemand zu mir gesagt hat?
"doch, wir machen das. dieses kind gehört hier hin."
die wichtigste sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?
dass ich nicht kokettiere, sondern ernsthaft nicht sicher bin, ob ich das alles schaffen kann.
2012 war mit einem wort...?
bewegend.
Freitag, 28. Dezember 2012
das geöffnete buch im spiegel.
geträumt.
in einem kleinen kinderzimmer. man kommt herein, die rechte seite des zimmers ist aufgeräumt, wohl geordnet. ein 5jähriger junge hat hier gewohnt. er ist gestorben. seine sachen, die erinnerungen an ihn, sind in seinen regalen und schränken untergebracht, angeordet, einsortiert, schön hergerichtet. bereit, jederzeit wieder herausgeholt zu werden, um mit den fingern darüber zu streichen, an ihn zu denken, traurig zu sein.
die mutter bin ich.
die linke hälfte des zimmers gehört einem 15jährigen mädchen. ein bett, ein schreibtisch, ein niedriges regal, ein spiegel an der wand. das bett ungemacht, aufgewühlt, die bettwäsche aufgetürmt und plattgelegen. überall kleidung; auf dem bett, vor dem bett, auf dem schreibtisch, auf dem boden. das chaos einer 15jährigen. auch sie lebt nicht mehr. ich setzt mich auf ihr bett und sehe mich um. auf dem kopfkissen aktuelle kleidungsstücke eines weiteren kleinkindes, das hier wohl wohnen muss; eine strumpfhose und ein shirt, die es wohl hier abgelegt hat, während es sich umzog. mein blick fällt auf das kopfkissen, in der noch die form des schädels meiner tochter zurückgeblieben ist; durch die kleidung des lebenden kleinkindes darauf wirkt es, wirkt sie, irgendwie noch so eingebunden in die lebendigkeit in diesem haus. nicht mehr in dieser welt und noch nicht in jener. und schluchze, sowohl im traum, als auch in echt; ich befinde ich mich nur im halbschlaf und träume trotzdem weiter.
ich schluchze, weil ich hier nichts in ordnung bringen kann, egal, wie sehr ich auch diese hälfte des zimmers sortieren und ordnen würde. ich schluchze, weil ich hier genausowenig etwas konservieren kann, ganz gleich, wie unberührt ich die unordnung meiner teenagertochter lasse. diejenige meiner hirnhälften, die sich nicht auf der traumseite befindet, fragt sich, ob das mädchen erst kürzlich verstarb, und wie viele kinder es hier wohl noch gibt. ich spüre, wie mir warme tränen übers gesicht laufen. auch im traum fange ich an zu weinen, stürze mich in ebendieses kopfkissen, in dem zuletzt meine tochter lag, setze mich wieder auf, besehe mir ihr chaos, das ich auf einmal liebenswürdig finde.
auf der bettkannte sitze sich genau vor dem spiegel an der wand, keine zwei meter davon entfernt. doch der spiegel ist blind, wie diese billige spiegelfolie, in der man nur schwammige farbflächen und keinerlei scharfe umrisse erkennt. in diesem moment in ich dankbar, mir nicht beim flennen zusehen zu müssen. mein blick wandert immer wieder von der einen in die andere zimmerhälfte. aufgeräumt hier, chaotisch dort, und wie unwirklich und beschissen ist es überhaupt, dass ich jetzt schon zwei tote kinder habe.
mehr tränen, lauteres geschluchze. dann erkenne ich in diesem unbrauchbaren spiegel etwas, das eigentlich direkt vor meinen füßen liegen müsste: eine helle farbfläche, vielleicht oval, vielleicht rechteckig. was auch immer sich dort spiegelt, findet sich diesseits des spiegels nicht wieder. es müsste direkt neben meinen füßen auf dem boden liegen, aber da ist nichts. auch nicht unterm bett oder sonstwo. ich gehe näher an den spiegel heran, obwohl ich eigentlich weiß, dass das nichts bringen kann. das spiegelbild dieses weißen flecks wird auch nicht schärfer dadurch. und trotzdem weiß ich plötzlich, was es ist, das ich dort liegen sehe: ein geöffnetes buch. eines, das noch nicht geschrieben ist. das geöffnete buch im spiegel.
[aufgewacht, tränenverklebt.]
in einem kleinen kinderzimmer. man kommt herein, die rechte seite des zimmers ist aufgeräumt, wohl geordnet. ein 5jähriger junge hat hier gewohnt. er ist gestorben. seine sachen, die erinnerungen an ihn, sind in seinen regalen und schränken untergebracht, angeordet, einsortiert, schön hergerichtet. bereit, jederzeit wieder herausgeholt zu werden, um mit den fingern darüber zu streichen, an ihn zu denken, traurig zu sein.
die mutter bin ich.
die linke hälfte des zimmers gehört einem 15jährigen mädchen. ein bett, ein schreibtisch, ein niedriges regal, ein spiegel an der wand. das bett ungemacht, aufgewühlt, die bettwäsche aufgetürmt und plattgelegen. überall kleidung; auf dem bett, vor dem bett, auf dem schreibtisch, auf dem boden. das chaos einer 15jährigen. auch sie lebt nicht mehr. ich setzt mich auf ihr bett und sehe mich um. auf dem kopfkissen aktuelle kleidungsstücke eines weiteren kleinkindes, das hier wohl wohnen muss; eine strumpfhose und ein shirt, die es wohl hier abgelegt hat, während es sich umzog. mein blick fällt auf das kopfkissen, in der noch die form des schädels meiner tochter zurückgeblieben ist; durch die kleidung des lebenden kleinkindes darauf wirkt es, wirkt sie, irgendwie noch so eingebunden in die lebendigkeit in diesem haus. nicht mehr in dieser welt und noch nicht in jener. und schluchze, sowohl im traum, als auch in echt; ich befinde ich mich nur im halbschlaf und träume trotzdem weiter.
ich schluchze, weil ich hier nichts in ordnung bringen kann, egal, wie sehr ich auch diese hälfte des zimmers sortieren und ordnen würde. ich schluchze, weil ich hier genausowenig etwas konservieren kann, ganz gleich, wie unberührt ich die unordnung meiner teenagertochter lasse. diejenige meiner hirnhälften, die sich nicht auf der traumseite befindet, fragt sich, ob das mädchen erst kürzlich verstarb, und wie viele kinder es hier wohl noch gibt. ich spüre, wie mir warme tränen übers gesicht laufen. auch im traum fange ich an zu weinen, stürze mich in ebendieses kopfkissen, in dem zuletzt meine tochter lag, setze mich wieder auf, besehe mir ihr chaos, das ich auf einmal liebenswürdig finde.
auf der bettkannte sitze sich genau vor dem spiegel an der wand, keine zwei meter davon entfernt. doch der spiegel ist blind, wie diese billige spiegelfolie, in der man nur schwammige farbflächen und keinerlei scharfe umrisse erkennt. in diesem moment in ich dankbar, mir nicht beim flennen zusehen zu müssen. mein blick wandert immer wieder von der einen in die andere zimmerhälfte. aufgeräumt hier, chaotisch dort, und wie unwirklich und beschissen ist es überhaupt, dass ich jetzt schon zwei tote kinder habe.
mehr tränen, lauteres geschluchze. dann erkenne ich in diesem unbrauchbaren spiegel etwas, das eigentlich direkt vor meinen füßen liegen müsste: eine helle farbfläche, vielleicht oval, vielleicht rechteckig. was auch immer sich dort spiegelt, findet sich diesseits des spiegels nicht wieder. es müsste direkt neben meinen füßen auf dem boden liegen, aber da ist nichts. auch nicht unterm bett oder sonstwo. ich gehe näher an den spiegel heran, obwohl ich eigentlich weiß, dass das nichts bringen kann. das spiegelbild dieses weißen flecks wird auch nicht schärfer dadurch. und trotzdem weiß ich plötzlich, was es ist, das ich dort liegen sehe: ein geöffnetes buch. eines, das noch nicht geschrieben ist. das geöffnete buch im spiegel.
[aufgewacht, tränenverklebt.]
Samstag, 22. Dezember 2012
"Mascha war die "fette Qualle", die "dicke Kuh", die Frau, die man im Vorübergehen mal kurz darüber informiert, wie unmöglich sie aussieht. Oder über die man im Café die Augen verdreht, wenn sie ein Stück Kuchen serviert bekommt. "Ich höre immer die gleichen Bemerkungen", sagt Mascha. "Wenn's ums Beleidigen geht, hält sich der Einfallsreichtum in Grenzen." Kürzlich hat ihr einer "Cindy aus Marzahn" hinterhergerufen. Endlich mal was Anderes. Sie musste lachen. 120 Kilo machen Mascha fett.""wie ich lernte, dick und glücklich zu sein" - toller artikel in der brigitte woman über eine frau, die gelernt hat, ihren körper schön zu finden.
Samstag, 24. November 2012
DFssgF 8.
Rosa hat dieses Jahr mal wieder zum DFssgF geladen - Schnuppensuppe ist eins der Blogs, dass ich schon ganz seit Anfang meiner Internetzeit lese, eigentlich unvorstellbar, dass ich Rosa, noch nie in echt kennengelernt habe. Tse!
Aber zurück zum eigentlichen Thema: zweimal habe ich schon beim DfssgF teilgenommen und hatte jedesmal Spaß dabei. War also klar, dass ich auch diesmal wieder teilnehmen würde. Dieses Mal allerdings komme ich mir vor, wie eine ganz schlechte Teilnehmerin. Eine fiese Spur schlechten Gewissens zieht sich durch meine gesamte diesjährige Teilnahme. Aber von vorn. Es fing damit an, dass ich, ausgeknocked von diversen Schwangerschaftswehwehchen, keine Muße hatte, für meine zu beschickende Kochbloggerin Petra von Chili und Ciabatta etwas selbst zu machen. Und leider hatte ich auch nichts Selbstgmachtes im Vorrat. Dafür gab es dann eben mit Liebe Ausgesuchtes, das andere selbst gemacht haben, und Petra hat sich glücklicherweise trotzdem darüber gefreut - und es mir nicht übel genommen, dass ich das Päckchen aufgrund genannter Wehwehchen erst zwei Tage nach der Deadline abschicken konnte.
Mein schlechtes Gewissen grummelte dann abermals, als ich mein Päckchen auspacken durfte - wurde aber sehr schnell von der großen Freude übertönt, die mir dieses bereitete. Denn Sandras Päckchen war der nackte Oberwahnsinn. All die leckeren Köstlichkeiten waren so lieb in Weihnachtspapier eingepackt, als Zugabe gab es Strickherzchen und ein sehr niedliches Rotkehlchen, in das sich sofort der große Sohn verliebt hat (es heißt jetzt Mieki).
Und dann erst der Food- Inhalt des Päckchens, der war tatsächlich ein bisschen wie eine vorgezogene Weihnachtsbescherung: Eine Dose köstlicher, selbstgbackener Weihnachtsplätzchen (die sind jetzt, 2 Tage nach Eintreffen, bereits leergefuttert), selbstgemachte Pflaumensoße und Pflaumenmarmelade, zwei tolle vegetarische Brotauftstriche, eine Packung gemischter Teesorten von Alnatura und eine Tafel Edelbitter- Schokolade von Vivani. Die Freude beim Auspacken war riesig- allerliebsten Dank, liebe Sandra!
Fotos von den ausgepackten Köstlichkeiten muss ich, oh hallo schlechtes Gewissen, da bist du ja wieder!, leider Nachreichen. Denn wie ich vorhin beim Sichten der SD- Karte feststellte, fehlen darauf einige Fotos. Einer dieser hinterhältigen kleinen Menschen, mit denen ich hier zusammenwohne, muss die Kamera in die Finger gekriegt und ein bisschen daran "ausprobiert" haben. Ähem.
Den Spaß am diesjährigen DFssgF konnte mir da doofe schlechte Gewissen dennoch nicht nehmen. Ich freu mich schon aufs nächste Mal!
Aber zurück zum eigentlichen Thema: zweimal habe ich schon beim DfssgF teilgenommen und hatte jedesmal Spaß dabei. War also klar, dass ich auch diesmal wieder teilnehmen würde. Dieses Mal allerdings komme ich mir vor, wie eine ganz schlechte Teilnehmerin. Eine fiese Spur schlechten Gewissens zieht sich durch meine gesamte diesjährige Teilnahme. Aber von vorn. Es fing damit an, dass ich, ausgeknocked von diversen Schwangerschaftswehwehchen, keine Muße hatte, für meine zu beschickende Kochbloggerin Petra von Chili und Ciabatta etwas selbst zu machen. Und leider hatte ich auch nichts Selbstgmachtes im Vorrat. Dafür gab es dann eben mit Liebe Ausgesuchtes, das andere selbst gemacht haben, und Petra hat sich glücklicherweise trotzdem darüber gefreut - und es mir nicht übel genommen, dass ich das Päckchen aufgrund genannter Wehwehchen erst zwei Tage nach der Deadline abschicken konnte.
Mein schlechtes Gewissen grummelte dann abermals, als ich mein Päckchen auspacken durfte - wurde aber sehr schnell von der großen Freude übertönt, die mir dieses bereitete. Denn Sandras Päckchen war der nackte Oberwahnsinn. All die leckeren Köstlichkeiten waren so lieb in Weihnachtspapier eingepackt, als Zugabe gab es Strickherzchen und ein sehr niedliches Rotkehlchen, in das sich sofort der große Sohn verliebt hat (es heißt jetzt Mieki).
Und dann erst der Food- Inhalt des Päckchens, der war tatsächlich ein bisschen wie eine vorgezogene Weihnachtsbescherung: Eine Dose köstlicher, selbstgbackener Weihnachtsplätzchen (die sind jetzt, 2 Tage nach Eintreffen, bereits leergefuttert), selbstgemachte Pflaumensoße und Pflaumenmarmelade, zwei tolle vegetarische Brotauftstriche, eine Packung gemischter Teesorten von Alnatura und eine Tafel Edelbitter- Schokolade von Vivani. Die Freude beim Auspacken war riesig- allerliebsten Dank, liebe Sandra!
Fotos von den ausgepackten Köstlichkeiten muss ich, oh hallo schlechtes Gewissen, da bist du ja wieder!, leider Nachreichen. Denn wie ich vorhin beim Sichten der SD- Karte feststellte, fehlen darauf einige Fotos. Einer dieser hinterhältigen kleinen Menschen, mit denen ich hier zusammenwohne, muss die Kamera in die Finger gekriegt und ein bisschen daran "ausprobiert" haben. Ähem.
Den Spaß am diesjährigen DFssgF konnte mir da doofe schlechte Gewissen dennoch nicht nehmen. Ich freu mich schon aufs nächste Mal!
Donnerstag, 1. November 2012
november.
Zwei Versionen eines Gedichtes von Fritz Eckenga, zum Aussuchen.
November
November, schwarzer Monat Du
Kehrst stets wieder, gibst nicht Ruh'
Schickst uns neue dreißig Tage Dunkeldüstergraue Plage.
Bleichst fahle Blässe in die Wangen
Machst Gesichter traurig hangen
Pflanzt unzählig Depressionen
Sorgst für unbespielbar Boden
Brichst das Licht mit klebrig Nebel
Hebst mit eklig Regen Pegel
Läßt die Winde grausig tosen
In unseren langen Unterhosen.
Schleichst Dich schleimig an uns ran
Doch wir wissen deutlich wann
Deine Marter übel droht
Spätestens wenn Hundekot
Wässrig sich mit Baumlaub quetscht
Unter unsere Gummisohlen.
November, kannst uns nicht verkohlen
Zu bestialisch fault Dein Odem
Auf unserem teuren Teppichbodem.
November, alter Leichenschänder
Los! Sag an! Schmeißt Du ne Lage
Schnaps auf Deine Totentage?
Hast so viele wie kein zweiter
Kadaverfürst, vermaledeiter
Wirst hemmungslos uns wieder quälen
Mit Buß- und Bettag, Allerseelen
Und heuer, ach, es ist gar greißlig
Mit Todestag des starken Schutzwalls
Der am Neunten Deiner dreißig
Vor acht langer Jahre Frist
Viel zu früh verendet ist.
November, Sack, Du sollst verrecken!
Am besten mit dem Pack der Jecken
Die sich an Deinem Elften wecken
Mit Humba, Ententanz und Prost -
Vielleicht bringt ja Dezember Trost
Und richtet Euch mit starkem Frost.
Ich komm' zum Schluß mit dem Gedicht:
November, bist ein Arschgesicht!
November
Der Wiederruf
November, Held der Monatsrecken
Schützend dick sind Deine Decken
Wärmst mit dichten Baumlaubmatten
Sowohl den Wurm in Herbstrabatten
Als auch die kalten Gehwegplatten
Die unser Trottoir belegen
Für jeden fröstelnd' Zeh ein Segen
Sofern die Nachbarn nicht gleich fegen
November, deckst uns zu mit Güssen
Legst die nassen Nebelkissen
Dämpfend auf das Ach und Krach
Hälst Laut und Lärm gekonnt in Schach
Spitzer Ton wird mählich flach
Ruhe senkt sich auf das Dach
Unter dem die klammen Socken
Dampfend überm Ofen trocknen.
Warme Stube macht uns Nicken
Da meldet sich Dein kleiner Schalk
Willst uns wohl ein Stürmchen schicken
November, großer Blasebalg!
Nur zu! Tob' Dich nur tüchtig aus!
Wir gehen heute nicht mehr raus
Schließen jede Fensterlade
Wickeln Plaid um Fuß und Wade
Und schlürfen heiße Schokolade.
Wir lieben Dich für Deine Launen
Für stilles Schweigen, lautes Raunen
November, bleib' so, wie Du bist
Und sei zum Dank dafür geküßt.
[ Fritz Eckenga, Kucken, ob's tropft. Trockene Geschichten und dichte Gedichte. Ein Lesebuch Verlag Edition Tiamat, Berlin, ISBN 3-89320-003-7, 24,- ]
November
November, schwarzer Monat Du
Kehrst stets wieder, gibst nicht Ruh'
Schickst uns neue dreißig Tage Dunkeldüstergraue Plage.
Bleichst fahle Blässe in die Wangen
Machst Gesichter traurig hangen
Pflanzt unzählig Depressionen
Sorgst für unbespielbar Boden
Brichst das Licht mit klebrig Nebel
Hebst mit eklig Regen Pegel
Läßt die Winde grausig tosen
In unseren langen Unterhosen.
Schleichst Dich schleimig an uns ran
Doch wir wissen deutlich wann
Deine Marter übel droht
Spätestens wenn Hundekot
Wässrig sich mit Baumlaub quetscht
Unter unsere Gummisohlen.
November, kannst uns nicht verkohlen
Zu bestialisch fault Dein Odem
Auf unserem teuren Teppichbodem.
November, alter Leichenschänder
Los! Sag an! Schmeißt Du ne Lage
Schnaps auf Deine Totentage?
Hast so viele wie kein zweiter
Kadaverfürst, vermaledeiter
Wirst hemmungslos uns wieder quälen
Mit Buß- und Bettag, Allerseelen
Und heuer, ach, es ist gar greißlig
Mit Todestag des starken Schutzwalls
Der am Neunten Deiner dreißig
Vor acht langer Jahre Frist
Viel zu früh verendet ist.
November, Sack, Du sollst verrecken!
Am besten mit dem Pack der Jecken
Die sich an Deinem Elften wecken
Mit Humba, Ententanz und Prost -
Vielleicht bringt ja Dezember Trost
Und richtet Euch mit starkem Frost.
Ich komm' zum Schluß mit dem Gedicht:
November, bist ein Arschgesicht!
November
Der Wiederruf
November, Held der Monatsrecken
Schützend dick sind Deine Decken
Wärmst mit dichten Baumlaubmatten
Sowohl den Wurm in Herbstrabatten
Als auch die kalten Gehwegplatten
Die unser Trottoir belegen
Für jeden fröstelnd' Zeh ein Segen
Sofern die Nachbarn nicht gleich fegen
November, deckst uns zu mit Güssen
Legst die nassen Nebelkissen
Dämpfend auf das Ach und Krach
Hälst Laut und Lärm gekonnt in Schach
Spitzer Ton wird mählich flach
Ruhe senkt sich auf das Dach
Unter dem die klammen Socken
Dampfend überm Ofen trocknen.
Warme Stube macht uns Nicken
Da meldet sich Dein kleiner Schalk
Willst uns wohl ein Stürmchen schicken
November, großer Blasebalg!
Nur zu! Tob' Dich nur tüchtig aus!
Wir gehen heute nicht mehr raus
Schließen jede Fensterlade
Wickeln Plaid um Fuß und Wade
Und schlürfen heiße Schokolade.
Wir lieben Dich für Deine Launen
Für stilles Schweigen, lautes Raunen
November, bleib' so, wie Du bist
Und sei zum Dank dafür geküßt.
[ Fritz Eckenga, Kucken, ob's tropft. Trockene Geschichten und dichte Gedichte. Ein Lesebuch Verlag Edition Tiamat, Berlin, ISBN 3-89320-003-7, 24,- ]
Mittwoch, 12. September 2012
gemüse-coop vs. gemüse-kiste.
Anfang des Jahres sind wir der Garten- Coop beigetreten. Eigentlich sind Projekte wie dieses genau mein Ding und ich war sehr glücklich, als wir damals endlich beitreten konnten. Dann hat sich aber im Laufe des Jahres rausgestellt, dass wir mit dem Projekt leider irgendwie nicht zusammenpassen. Zum einen ist es für mich schwierig, die Arbeitseinsätze organisiert und mit dem Familienleben vereinbart zu kriegen. Zum anderen passten die Gemüsemengen einfach nicht zu uns. Details würden hier wahrscheinlich zu weit führen- jendenfalls sind wir nun wieder ausgestiegen und haben Platz gemacht für jemanden, der das Projekt besser nutzen und unterstützen kann als wir. Total schade, aber es machte einfach keinen rechten Sinn.
Als Ersatz dafür habe ich uns eine andere wöchentliche Gemüseüberraschung bestellt, eine Biokiste. Ich habe recht ausführlich recherchiert und mich dann für die <a href="http://www.distelkiste.de">Distelkiste</a> entschieden. Das Auswahl an möglichen Kistenabos und die optionalen Zukaufmöglichkeiten haben mir gefallen; die Geschichte und Philosophie der Hofbetreiber sind mir sehr sympathisch. Auch fand ich, das die gelieferten Mengen für den Preis echt okay aussahen. Als ich dann heute unsere erste Kiste in Empfang nahm, war ich aber doch recht erstaunt, wie reichhaltig ihr Inhalt war:
Das sind 700g Fenchel, 900 g Mangold, 370g Paprika, Bd. Petersilie, 960g Tomaten, 1 Salat, 1 Kürbis 1,5kg, 720g Möhren, 600 g Zucchini, alles im regulären Kistenpreis von 15 Euro enthalten, wir haben nichts dazugekauft. Und das allerschönste an dieser ersten Distelkiste war das knutschende Karottenpaar:
Als Ersatz dafür habe ich uns eine andere wöchentliche Gemüseüberraschung bestellt, eine Biokiste. Ich habe recht ausführlich recherchiert und mich dann für die <a href="http://www.distelkiste.de">Distelkiste</a> entschieden. Das Auswahl an möglichen Kistenabos und die optionalen Zukaufmöglichkeiten haben mir gefallen; die Geschichte und Philosophie der Hofbetreiber sind mir sehr sympathisch. Auch fand ich, das die gelieferten Mengen für den Preis echt okay aussahen. Als ich dann heute unsere erste Kiste in Empfang nahm, war ich aber doch recht erstaunt, wie reichhaltig ihr Inhalt war:
Das sind 700g Fenchel, 900 g Mangold, 370g Paprika, Bd. Petersilie, 960g Tomaten, 1 Salat, 1 Kürbis 1,5kg, 720g Möhren, 600 g Zucchini, alles im regulären Kistenpreis von 15 Euro enthalten, wir haben nichts dazugekauft. Und das allerschönste an dieser ersten Distelkiste war das knutschende Karottenpaar:
Mittwoch, 5. September 2012
danke.
wer mir auf twitter folgt, weiß schon längst, dass ich gerade zum dritten mal schwanger bin. die meisten, die das wissen, haben auch mitbekommen, dass diese schwangerschaft nicht von anfang an ein grund zur freude war. sie kam zu einem zeitpunkt, an dem ich dachte, mit dem wunsch nach einem weiteren kind endlich abgeschlossen zu haben. sie kam zu einem zeitpunkt, an dem erstmal vieles nicht zusammenzupassen schien. und so habe ich zum ersten mal etwas erwägt, was ich mir niemals vorher hätte vorstellen können: eine abtreibung.
mir ging es in den tagen nach dem positiven test sehr schlecht. ich habe wenig geschlafen, noch weniger gegessen, permanent gedanken gewälzt, die sich sehr bald karussellartig wiederholten, nachts pro- und contra- listen geschrieben, mit dem mann geredet, mich von meiner hebamme beraten lassen, geflennt, mein verhütungsmittel verflucht, x- mal nachgerechnet, wieder geflennt und bei alldem versucht, trotzdem irgendwie zu funktionieren und mir den kindern und der außenwelt gegenüber möglichst wenig anmerken zu lassen.
das hat nicht lange funktioniert. insbesondere das gedankenkarussell, das verloren sein in den immer gleichen, sich gegenseitig aufhebenden argumenten dafür und dagegen, hat mich bald fast wahnsinnig gemacht. und dann habe ich etwas getan, was ich eigentlich erst gar nicht tun wollte: meinen twitteraccount vorrübergehend auf privat gesetzt, einige merkwürden von meiner followerliste gekickt und es euch menschen in meinem internet erzählt.
wem jetzt schon die kinnlade runtergefallen ist, der schiebe sie bitte wieder hoch, damit sie gleich nochmal runterfallen kann. denn wie diese geschichte weiterging mit meinen abtreibungsgedanken bei twitter, das steht in der aktuellen ausgabe der BRIGITTE MOM, die man ab heute kaufen kann.
über eine twitterbekanntschaft wurde ich mit einem redakteur der MOM bekannt gemacht und gefragt, ob ich mit meiner geschichte thema der kolumne "na dann: fallt über mich her" werden möchte. zuerst sagte ich vage zu, dann vehement ab, dann bot ich was anderes an, und plötzlich fand ichs doch okay und sogar sinnvoll, mich gleich nach der relativen öffentlichkeit bei twitter an die theoretisch totale öffentlichkeit dieses printmediums zu wenden. jawohl, sinnvoll. denn entgegen all meiner befürchtungen, die ich trotz allem vor dem ersten tweet zu dieser geschichte hatte, schlug mir aus dem internet nur liebe entgegen. unterstützung, zuspruch, wortlose umarmungen. privatnachrichten mit sehr persönlichen geschichten in ähnlichen zusammenhängen. privatnachrichten mit ganz anderen geschichten, die mir trotzdem einiges klargemacht haben. ich kann nicht genau sagen, wieviel das am ende zu der entscheidung beigetragen hat, das kind zu bekommen. aber allein, diese unterstützung zu erfahren, zu wissen, dass über ganz deutschland und sogar österreich und die schweiz verteilt leute in ihren gedanken bei mir sind, hat unendlich gut getan. und dafür wollte ich mal danke sagen.
es mag abstrus scheinen, dass ich das mit einem artikel in einer zeitschrift tun will. aber es ist ja nicht irgendeine zeitschrift, sondern eben die BRIGITTE MOM. keiner anderen hätte ich diese geschichte angeboten. ich habe die zweite ausgabe davon irgendwann mal gekauft und hinterher nicht gelesen, sondern verschlungen. weil es (trotz immer noch relativ hohem lifestyle-, kosmetik- und modewerbungs-, und hübsche-muttis-in-schicken-klamöttchen-anteils) endlich mal eine eltern- bwz. mütterzeitschrift ist, die sich auch unverhohlen um den ganzen unangenehmen, anstrengenden teil am muttersein kümmert. um die schlimmen themen und geschichten, die man sich eigentlich nicht zu erzählen traut, und mit denen man deshalb oft alleine bleibt. mein kind ist mir die treppe runtergefallen, war die geschichte, die mir aus meiner ersten MOM am deutlichsten in erinnerung geblieben ist. und diesmal steht neben jeder menge anderer ehrlicher sachen eben auch drin, wie das so war, über abtreibung nachzudenken und meine twitter- follower daran teilhaben zu lassen. kurz: die MOM ist eine zeitschrift, die vielen der mütter in meinem realen und virtuellen umfeld eigentlich sehr aus der seele sprechen müsste. weil man tabus nur brechen kann, indem man drüber redet. weil auch sowas zu muttergefühlen dazugehören kann. und weil ich mir wünsche, dass jede frau, die in diese situation kommt, irgendwo genauso herzliche unterstützung bekommt, wie ich von euch menschen bei twitter bekommen habe. viele von euch kannte ich davor schon lange mehr oder minder intensiv, einige hatte ich schon in echt getroffen, andere begleiten mich und ich sie seit jahren nur über das internet. diese abtreibungsgschichte hat mich mit einigen näher zusammengebracht, andere habe ich ganz neu kennen- und schätzen gelernt. ich bereue nichts.
damit ihr mich nicht falsch versteht: twitter war einer von mehreren orten, wo ich unterstützung bekommen habe. und ich sage nicht: du überlegst dir abzutreiben? na, dann melde dich doch bei twitter an und bekasper das dort. ich meine vielmehr: ich will, dass abtreibungsgedanken nicht länger derart tabuisiert werden, dass die meisten frauen das mit sich selbst ausmachen müssen. ich will, dass jede frau so viel zuspruch und so wenig ablehnung für diese gedanken erfährt, wie ich von euch bekommen habe
also, liebe menschen in diesem internet: ich danke euch. ich danke euch, für eure unterstützung, für eure guten gedanken, für die stunden, die ihr euch nachts um die ohren geschlagen habt, um mir zuzuhören oder mir eure geschichte zu erzählen. ich danke auch euch, die ihr es vielleicht total daneben fandet, aber trotzdem die klappe gehalten habt: danke. ich danke der @fledermaus, die mir wenige tage nach meiner entscheidung für das kind eine ganz echte karte mit glückwünschen zur schwangerschaft schickte. ihr seid mein internet.
***EDIT: danke für alle mails mit und ohne begleitende worte; alle zeitschriften sind weg, wer das hier jetzt liest, muss zum kiosk laufen :)***
[ich habe mir von gruner& jahr 3 belegexemplare für meine geschichte gewünscht, damit ich zwei hier verlosen kann. der redakteur versprach mir 5 und bekommen habe ich dann 12. 6 stück davon möchte ich verlosen an die ersten 6, die mir eine email an ellahartmann bei gmail punkt com schicken. ihr müsst in die email gar nichts reinschreiben, außer eurer postadresse. ihr dürft gerne auch mehr schreiben, wenn es euch am herzen liegt, aber seid nicht enttäuscht, wenn ich nicht die zeit finde, zu antworten. ich hab euch trotzdem lieb.]
mir ging es in den tagen nach dem positiven test sehr schlecht. ich habe wenig geschlafen, noch weniger gegessen, permanent gedanken gewälzt, die sich sehr bald karussellartig wiederholten, nachts pro- und contra- listen geschrieben, mit dem mann geredet, mich von meiner hebamme beraten lassen, geflennt, mein verhütungsmittel verflucht, x- mal nachgerechnet, wieder geflennt und bei alldem versucht, trotzdem irgendwie zu funktionieren und mir den kindern und der außenwelt gegenüber möglichst wenig anmerken zu lassen.
das hat nicht lange funktioniert. insbesondere das gedankenkarussell, das verloren sein in den immer gleichen, sich gegenseitig aufhebenden argumenten dafür und dagegen, hat mich bald fast wahnsinnig gemacht. und dann habe ich etwas getan, was ich eigentlich erst gar nicht tun wollte: meinen twitteraccount vorrübergehend auf privat gesetzt, einige merkwürden von meiner followerliste gekickt und es euch menschen in meinem internet erzählt.
wem jetzt schon die kinnlade runtergefallen ist, der schiebe sie bitte wieder hoch, damit sie gleich nochmal runterfallen kann. denn wie diese geschichte weiterging mit meinen abtreibungsgedanken bei twitter, das steht in der aktuellen ausgabe der BRIGITTE MOM, die man ab heute kaufen kann.
über eine twitterbekanntschaft wurde ich mit einem redakteur der MOM bekannt gemacht und gefragt, ob ich mit meiner geschichte thema der kolumne "na dann: fallt über mich her" werden möchte. zuerst sagte ich vage zu, dann vehement ab, dann bot ich was anderes an, und plötzlich fand ichs doch okay und sogar sinnvoll, mich gleich nach der relativen öffentlichkeit bei twitter an die theoretisch totale öffentlichkeit dieses printmediums zu wenden. jawohl, sinnvoll. denn entgegen all meiner befürchtungen, die ich trotz allem vor dem ersten tweet zu dieser geschichte hatte, schlug mir aus dem internet nur liebe entgegen. unterstützung, zuspruch, wortlose umarmungen. privatnachrichten mit sehr persönlichen geschichten in ähnlichen zusammenhängen. privatnachrichten mit ganz anderen geschichten, die mir trotzdem einiges klargemacht haben. ich kann nicht genau sagen, wieviel das am ende zu der entscheidung beigetragen hat, das kind zu bekommen. aber allein, diese unterstützung zu erfahren, zu wissen, dass über ganz deutschland und sogar österreich und die schweiz verteilt leute in ihren gedanken bei mir sind, hat unendlich gut getan. und dafür wollte ich mal danke sagen.
es mag abstrus scheinen, dass ich das mit einem artikel in einer zeitschrift tun will. aber es ist ja nicht irgendeine zeitschrift, sondern eben die BRIGITTE MOM. keiner anderen hätte ich diese geschichte angeboten. ich habe die zweite ausgabe davon irgendwann mal gekauft und hinterher nicht gelesen, sondern verschlungen. weil es (trotz immer noch relativ hohem lifestyle-, kosmetik- und modewerbungs-, und hübsche-muttis-in-schicken-klamöttchen-anteils) endlich mal eine eltern- bwz. mütterzeitschrift ist, die sich auch unverhohlen um den ganzen unangenehmen, anstrengenden teil am muttersein kümmert. um die schlimmen themen und geschichten, die man sich eigentlich nicht zu erzählen traut, und mit denen man deshalb oft alleine bleibt. mein kind ist mir die treppe runtergefallen, war die geschichte, die mir aus meiner ersten MOM am deutlichsten in erinnerung geblieben ist. und diesmal steht neben jeder menge anderer ehrlicher sachen eben auch drin, wie das so war, über abtreibung nachzudenken und meine twitter- follower daran teilhaben zu lassen. kurz: die MOM ist eine zeitschrift, die vielen der mütter in meinem realen und virtuellen umfeld eigentlich sehr aus der seele sprechen müsste. weil man tabus nur brechen kann, indem man drüber redet. weil auch sowas zu muttergefühlen dazugehören kann. und weil ich mir wünsche, dass jede frau, die in diese situation kommt, irgendwo genauso herzliche unterstützung bekommt, wie ich von euch menschen bei twitter bekommen habe. viele von euch kannte ich davor schon lange mehr oder minder intensiv, einige hatte ich schon in echt getroffen, andere begleiten mich und ich sie seit jahren nur über das internet. diese abtreibungsgschichte hat mich mit einigen näher zusammengebracht, andere habe ich ganz neu kennen- und schätzen gelernt. ich bereue nichts.
damit ihr mich nicht falsch versteht: twitter war einer von mehreren orten, wo ich unterstützung bekommen habe. und ich sage nicht: du überlegst dir abzutreiben? na, dann melde dich doch bei twitter an und bekasper das dort. ich meine vielmehr: ich will, dass abtreibungsgedanken nicht länger derart tabuisiert werden, dass die meisten frauen das mit sich selbst ausmachen müssen. ich will, dass jede frau so viel zuspruch und so wenig ablehnung für diese gedanken erfährt, wie ich von euch bekommen habe
also, liebe menschen in diesem internet: ich danke euch. ich danke euch, für eure unterstützung, für eure guten gedanken, für die stunden, die ihr euch nachts um die ohren geschlagen habt, um mir zuzuhören oder mir eure geschichte zu erzählen. ich danke auch euch, die ihr es vielleicht total daneben fandet, aber trotzdem die klappe gehalten habt: danke. ich danke der @fledermaus, die mir wenige tage nach meiner entscheidung für das kind eine ganz echte karte mit glückwünschen zur schwangerschaft schickte. ihr seid mein internet.
***EDIT: danke für alle mails mit und ohne begleitende worte; alle zeitschriften sind weg, wer das hier jetzt liest, muss zum kiosk laufen :)***
Montag, 3. September 2012
noch mehr senf zu #609060 und dicksein generell.
ich schrieb ja, dass ich hier unbedingt wieder mehr schreiben will. man sieht, wie gut das seither funktioniert hat: ungefährt gar nicht. weil ich nicht weiß, in welcher form ich hier schreiben will. jetzt habe ich aber gerade was, wozu ich einige gedanken festhalten möchte, und den schreibe ich eben hier rein, auch wenn wahrscheinlich eh seit jahren keiner mehr mein blog liest. egal.
es geht um #609060, ein intragram- mem über "normale menschen in oberbekleidung", zu dem sich gerade eine größere diskussion ua über den begriff "normal" entspinnt, an deren auslösung ich via twitter nicht unbeteiligt war.
die originalidee hatte journelle, so wie diverse meinungen dazu kann man zb hier oder dort nachlesen. heute schrieb anke einen artikel dazu, der mir im großen und ganzen von allen am nächsten liegt. trotzdem möchte ich noch etwas ergänzen. anke schreibt:
ich zum beispiel denke das relativ oft, wenn ich enorm übergewichtie frauen in blogs wie zb meinem persönlichen liebling fat grrrl activism sehe: "wow". okay, es ist ein "wow", dem in den meisten fällen erstmal ein "obwohl" folgt. "wow, sieht die gut aus/ die traut sich was, obwohl sie dick ist". und klar, dieses obwohl wünscht man sich als dicker mensch natürlich weg, weil genau das ja wieder die abweichung von der "norm" deutlich macht. aber ich finde, dieses obwohl muss erlaubt sein. weil es hilft, den wandel im kopf möglich zu machen. "wow, die traut sich was. die traut sich das, obwohl sie dick ist. die scheißt drauf, wie ich das finde. und die sieht dabei auch noch gut aus." ungefähr so gehen meine gedanken oft, wenn ich fat grrrl activism lese. das ist vielleicht erstmal unrühmlich, aber es hat was mit mir gemacht. denn irgendwann folgte diesem gedanken der nächste: "und warum mache ich das nicht einfach auch so?" warum akzeptiere ich, meine lebensqualität acht jahre lang massiv einzuschränken, weil ich denke, ich sei zu fett für die anderen am baggersee? warum verstecke ich meine speckrollen in möglichst weiten klamotten, anstatt anzuziehen, worin ich mich gut finde? warum stelle ich mich auf konzerten sachte wippend an den rand, obwohl ich lieber mittendrin wäre und wild hüpfend meine strumpfhosen zertanzen möchte?
auf all diese dinge habe ich jetzt lange verzichtet, weil ich dachte, dass ihr schlanken menschen da draußen daran anstoß nehmen würdet. ich kriege gar nicht richtig in meinen kopf rein, auf wieviel gute erlebnisse, auf wieviel lebensqualität ich in den letzten jahren verzichtet habe. nur weil ich dachte, ihr steht dann vielleicht lästernd und mit dem finger auf mich zeigend am rand. vielleicht tun einige von euch das ja auch. und denen möchte ich sagen: fuck off. ich hab euch auch am baggersee gesehen, viele sogar nackt, denn es ist ein beliebter fkk- badessee. und wisst ihr was? ihr habt auch ungleich große brüste, faltige hintern, cellulite, kleine speckröllchen, behaarte leberflecken, und das wird alles nicht schöner oder hässlicher, weil ihr 4 kleidergrößen weniger habt als ich. also kommt drüber weg, dass es menschen wie mich gibt; ich bin genauso schön wie ihr, und ihr seid genauso unansehnlich wie ich. und während ihr da am rand standet und über mich gelästert habt, hatte ich übrigens eine verflucht gute zeit. just saying.
mein nächster gedanke ist dann aber: wie unfair ist es eigentlich, allen schlanken menschen solche fiesen gedanken zu unterstellen? ich bekomme so oft auch von schlanken menschen gesagt, dass ich hübsch sei oder gut aussehen würde und ich bin mir sicher, dass die allermeisten das auch erhlich meinen. ich übe gerade, dass einfach annehmen zu können, lächelnd "danke" zu sagen und mich zu freuen. wie schei*e bin ich eigentlich, wenn ich glaube, solche schlanken menschen rufen gleich nach der begegnung mit mir ihre schlanke beste freundin an und sagen: "ich habe gerade xy getroffen und ihr gesagt, sie sähe toll aus! und die hat das auch noch geglaubt! hahahaha! knaller, oder? *prust*" ich will solche gemeinen gedanken über euch schlanken menschen nicht mehr haben. es tut mir leid. ihr seit alles nette menschen und ich glaube euch, dass ihr es ehrlich mit mir meint. (falls ihr es nicht ehrlich meint, lest bitte den absatz obendrüber nochmal genau durch.)
so, und um jetzt wieder zum punkt zu kommen: dieser gedankliche wandel geht mit mir schon eine ganze weile ab. ende letzten jahres habe ich mir bei allet rund in berlin kurze röckchen gekauft. und ich liebe sie (zugegeben: ich trage sie in hier-kannste-allet-machen-interessiert-eh-keen- berlin lieber als hier im provinziellen freiburg, aber ich liebe sie). ich esse in der öffentlichkeit. auch eis, und kuchen, und ich gucke nicht mehr, ob jemand mir dabei zuguckt. und neulich habe ich mir einen himbeerroten badeanzug gekauft und bin zum ersten mal seit acht jahren wieder schwimmen gegangen. ich werde nicht wieder acht jahre warten, bis ich das das nächste mal tue. ich lerne gerade, mich zu zeigen, so wie ich bin, obwohl ich nicht damit einverstanden bin, dass ich dick bin. es ist sehr befreiend und fühlt sich gut an. denn mittlerweile ist es mir wirklich sehr egal, was andere über meine figur denken, und wieviel ihrer lebenszeit sie darauf verschwenden, schlechte gedanken über dicke menschen zu haben. und deshalb mache ich seit kurzem auch bei #609060 mit, auch wenn ich zuerst fand, dass es zu sehr in eine bestimmte richtung lief - denn gerade viele dicke menschen begriffen das wort "normal" im titel dieses mems wohl als ausladung, und so glichen die fotos unter diesem hashtag zunächst eher einer galerie für schlankes daily-outfit-bloggen. das hat sich in den letzten zwei tagen schon ein kleines bisschen geändert, was mich sehr freut. ich möchte "normal" durch "echt" ersetzen und ich wünsche mir, dass noch mehr echte menschen auch größerer konfektionsgrößen dort mitmachen. ihr seid schön, ihr seht toll aus. traut euch! traut euch so lange, bis ihr euch nicht mehr trauen müsst.
es geht um #609060, ein intragram- mem über "normale menschen in oberbekleidung", zu dem sich gerade eine größere diskussion ua über den begriff "normal" entspinnt, an deren auslösung ich via twitter nicht unbeteiligt war.
die originalidee hatte journelle, so wie diverse meinungen dazu kann man zb hier oder dort nachlesen. heute schrieb anke einen artikel dazu, der mir im großen und ganzen von allen am nächsten liegt. trotzdem möchte ich noch etwas ergänzen. anke schreibt:
"Das mag jetzt das totale Haarespalten sein, um die Aktion doof zu finden. Ist es nicht. Ich hatte nur von Anfang an das Gefühl, dass diese Fotogalerie keine ist, in der ich auftauchen möchte. Ich will mit meinem nicht-normalen Körper nicht in einer Reihe von Mädels stehen, die – und hier unterstelle ich mal ganz fies etwas – beim Anblick meines Körpers als erstes NICHT denken, wow, total normal, sondern: Puh, bin ich froh, dass ich nicht so aussehe. Weil es eben nicht normal ist so auszusehen wie ich aussehe.
Trotz des fürchterlichen Hypes um die angebliche Adipositas-Epidemie BOOGA BOOGA BOOGA gibt es längst nicht so viele fette Menschen, wie die meisten nicht-fetten Menschen glauben (möchten?). Vielleicht guckt ihr euch mal kurz in eurem Büro, eurer Uni, auf der Straße oder im Bus um? Da sind ne Menge Menschen, die so aussehen wie ihr und sehr wenige, die so aussehen wie ich. Ihr seid die Norm. Ich bin es nicht."
ich kann sehr gut nachvollziehen, was anke da schreibt und fühlt, weil es mir eben oft ähnlich geht. beispielsweise war ich aus dieser angst vor blicken, kommentaren oder auch nur unterstellten gedanken schlanker leute heraus acht jahre lang nicht mehr schwimmen, und innerhalb dieser acht jahre hatte ich zeitweise mal 15 kilo mehr und auch mal 25 kilo weniger als jetzt. vor wenigen wochen war ich nach dieser langen zeit zum ersten mal wieder an einem baggersee. und es war das tollste und befreiendste, was ich in letzter zeit gemacht habe. vielleicht gab es da leute, die mich ansahen und dachten: "puh, bin ich froh, dass ich nicht so aussehe." aber es gab möglicherweise auch leute, die mich, oder flickr- gruppen wie die von anke erwähnte fatshionista ansehen, oder blogs mit ähnlichen fotos, und die denken: "wow, sieht die gut aus". oder "wow, die traut sich was".
ich zum beispiel denke das relativ oft, wenn ich enorm übergewichtie frauen in blogs wie zb meinem persönlichen liebling fat grrrl activism sehe: "wow". okay, es ist ein "wow", dem in den meisten fällen erstmal ein "obwohl" folgt. "wow, sieht die gut aus/ die traut sich was, obwohl sie dick ist". und klar, dieses obwohl wünscht man sich als dicker mensch natürlich weg, weil genau das ja wieder die abweichung von der "norm" deutlich macht. aber ich finde, dieses obwohl muss erlaubt sein. weil es hilft, den wandel im kopf möglich zu machen. "wow, die traut sich was. die traut sich das, obwohl sie dick ist. die scheißt drauf, wie ich das finde. und die sieht dabei auch noch gut aus." ungefähr so gehen meine gedanken oft, wenn ich fat grrrl activism lese. das ist vielleicht erstmal unrühmlich, aber es hat was mit mir gemacht. denn irgendwann folgte diesem gedanken der nächste: "und warum mache ich das nicht einfach auch so?" warum akzeptiere ich, meine lebensqualität acht jahre lang massiv einzuschränken, weil ich denke, ich sei zu fett für die anderen am baggersee? warum verstecke ich meine speckrollen in möglichst weiten klamotten, anstatt anzuziehen, worin ich mich gut finde? warum stelle ich mich auf konzerten sachte wippend an den rand, obwohl ich lieber mittendrin wäre und wild hüpfend meine strumpfhosen zertanzen möchte?
auf all diese dinge habe ich jetzt lange verzichtet, weil ich dachte, dass ihr schlanken menschen da draußen daran anstoß nehmen würdet. ich kriege gar nicht richtig in meinen kopf rein, auf wieviel gute erlebnisse, auf wieviel lebensqualität ich in den letzten jahren verzichtet habe. nur weil ich dachte, ihr steht dann vielleicht lästernd und mit dem finger auf mich zeigend am rand. vielleicht tun einige von euch das ja auch. und denen möchte ich sagen: fuck off. ich hab euch auch am baggersee gesehen, viele sogar nackt, denn es ist ein beliebter fkk- badessee. und wisst ihr was? ihr habt auch ungleich große brüste, faltige hintern, cellulite, kleine speckröllchen, behaarte leberflecken, und das wird alles nicht schöner oder hässlicher, weil ihr 4 kleidergrößen weniger habt als ich. also kommt drüber weg, dass es menschen wie mich gibt; ich bin genauso schön wie ihr, und ihr seid genauso unansehnlich wie ich. und während ihr da am rand standet und über mich gelästert habt, hatte ich übrigens eine verflucht gute zeit. just saying.
mein nächster gedanke ist dann aber: wie unfair ist es eigentlich, allen schlanken menschen solche fiesen gedanken zu unterstellen? ich bekomme so oft auch von schlanken menschen gesagt, dass ich hübsch sei oder gut aussehen würde und ich bin mir sicher, dass die allermeisten das auch erhlich meinen. ich übe gerade, dass einfach annehmen zu können, lächelnd "danke" zu sagen und mich zu freuen. wie schei*e bin ich eigentlich, wenn ich glaube, solche schlanken menschen rufen gleich nach der begegnung mit mir ihre schlanke beste freundin an und sagen: "ich habe gerade xy getroffen und ihr gesagt, sie sähe toll aus! und die hat das auch noch geglaubt! hahahaha! knaller, oder? *prust*" ich will solche gemeinen gedanken über euch schlanken menschen nicht mehr haben. es tut mir leid. ihr seit alles nette menschen und ich glaube euch, dass ihr es ehrlich mit mir meint. (falls ihr es nicht ehrlich meint, lest bitte den absatz obendrüber nochmal genau durch.)
so, und um jetzt wieder zum punkt zu kommen: dieser gedankliche wandel geht mit mir schon eine ganze weile ab. ende letzten jahres habe ich mir bei allet rund in berlin kurze röckchen gekauft. und ich liebe sie (zugegeben: ich trage sie in hier-kannste-allet-machen-interessiert-eh-keen- berlin lieber als hier im provinziellen freiburg, aber ich liebe sie). ich esse in der öffentlichkeit. auch eis, und kuchen, und ich gucke nicht mehr, ob jemand mir dabei zuguckt. und neulich habe ich mir einen himbeerroten badeanzug gekauft und bin zum ersten mal seit acht jahren wieder schwimmen gegangen. ich werde nicht wieder acht jahre warten, bis ich das das nächste mal tue. ich lerne gerade, mich zu zeigen, so wie ich bin, obwohl ich nicht damit einverstanden bin, dass ich dick bin. es ist sehr befreiend und fühlt sich gut an. denn mittlerweile ist es mir wirklich sehr egal, was andere über meine figur denken, und wieviel ihrer lebenszeit sie darauf verschwenden, schlechte gedanken über dicke menschen zu haben. und deshalb mache ich seit kurzem auch bei #609060 mit, auch wenn ich zuerst fand, dass es zu sehr in eine bestimmte richtung lief - denn gerade viele dicke menschen begriffen das wort "normal" im titel dieses mems wohl als ausladung, und so glichen die fotos unter diesem hashtag zunächst eher einer galerie für schlankes daily-outfit-bloggen. das hat sich in den letzten zwei tagen schon ein kleines bisschen geändert, was mich sehr freut. ich möchte "normal" durch "echt" ersetzen und ich wünsche mir, dass noch mehr echte menschen auch größerer konfektionsgrößen dort mitmachen. ihr seid schön, ihr seht toll aus. traut euch! traut euch so lange, bis ihr euch nicht mehr trauen müsst.
Montag, 6. August 2012
zeitverfluggeschwindigkeit.
wenn ich mich hier annmelden will, um etwas zu bloggen, braucht blogger viele lange momente, bis es sich wieder daran erinnert, wer ich bin. ich blogge zu selten, dabei würde ich gerne so viel mehr teilen. gerade in letzter zeit ist das internet wieder so toll, dass ich mich fast ein bisschen schäme, nur via twitter an der gemeinschaft teilzuhaben.
viel ist passiert. ich bin zum beispiel älter geworden, fräulein vonhorst hat einen wunderbaren, kurzen rückblick auf eins der schönsten wochenenden geschrieben:
"[coolcat] hat Geburtstag, die lässigsten Bräute kommen zu Besuch und ich werde mitgenommen, bin auch eingeladen. Ein großes, warmes Hurra. Wir geben uns High Fives, bestreichen Pizzaunterseiten mit Knoblauchbutter, üben uns in der schönsten, klügsten, witzigs- und herzlichsten Überfressung. Abends schlafe ich auf dem Sofa, der Hauskater ruht auf der Sofalehne über mir."
ich muss wieder mehr schreiben hier. ich glaube auch, es wird einzwei ganz gute gründe geben dafür.
viel ist passiert. ich bin zum beispiel älter geworden, fräulein vonhorst hat einen wunderbaren, kurzen rückblick auf eins der schönsten wochenenden geschrieben:
"[coolcat] hat Geburtstag, die lässigsten Bräute kommen zu Besuch und ich werde mitgenommen, bin auch eingeladen. Ein großes, warmes Hurra. Wir geben uns High Fives, bestreichen Pizzaunterseiten mit Knoblauchbutter, üben uns in der schönsten, klügsten, witzigs- und herzlichsten Überfressung. Abends schlafe ich auf dem Sofa, der Hauskater ruht auf der Sofalehne über mir."
ich muss wieder mehr schreiben hier. ich glaube auch, es wird einzwei ganz gute gründe geben dafür.
Dienstag, 12. Juni 2012
"sicherheit ist vor allem ein aberglaube. sie existiert weder in der natur, noch erleben die kinder der menschheit sie. gefahr zu meiden ist langfristig nicht sicherer, als ihr direkt gegenüberzutreten. die furchtsamen trifft es genauso oft, wie die wagemutigen. das leben ist entweder ein großes abenteuer, oder es ist nichts."
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